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"Ein Flop kann brutal sein" - Interview mit M. Huesch

Maximilian Huesch

Welche Strecke lohnt sich, welche nicht? Welcher LKW fährt wohin und warum? Der Logistik-Experte Maximilian Huesch (Huesch & Partner) über fatale Bauch-Entscheidungen und den Nutzen digitaler Zwillinge.


Geht es in der Logistik eigentlich noch ohne digitale Simulationsprozesse?

Klare Antwort: nein. Es gibt ja im Markt noch solche, die das bauchgeführt machen im GFGH, den Brauereien und bei Spediteuren. Meine Einschätzung ist: Die werden langfristig große Probleme bekommen. Wer jetzt neu in den Markt kommt, ist sehr stark digitalisiert und datengestützt.

Was muss ein digitaler Zwilling können?

Der digitale Zwilling hat dann einen Nutzen, wenn durch Transparenz das Preissystem besser ausgelotet werden kann und operative Prozesse sichtbar und dadurch optimierbar und kontrollierbar gemacht werden. So funktioniert nachhaltige Optimierung, bei unserem DigitalLogisticsTwin wird auch mit der Hilfe von KI optimiert. Wir reden da von Zeitkosten-Benchmarks und Bausteinen, damit man auch weiß, wie viel die Stunde und der Kilometer bei diesem LKW kostet, welche LKW-Typen am besten eingesetzt werden und welche Routen/Gebiete profitabel und defizitär gefahren werden. Das ist schon eine Herausforderung, diese Controlling- und Finanzdaten prozesskostengenau zu erheben, mit den Bewegungs- und Logistikdaten zu verknüpfen und in Echtzeit darzustellen.

Aber digitale Streckenplanung gab es doch bisher auch?

Der Vorteil beim digitalen Zwilling gegenüber der bisherigen digitalen Streckenplanung beruht darauf, dass man das jetzt mit sehr wenig Aufwand tracken kann und auch direkt die Kosten- und Umsatzdaten sehen kann. Durch Telematik und Telemetrie werden Live-Transportdaten direkt mit der Warenwirtschaft, mit den Kostenbausteinen und den Aufträgen verknüpft, im Data Warehouse gespeichert und genutzt. Was auch bedeutet, dass kein Hersteller mehr die Daten des Spediteurs zu Standzeiten, Verspätungen anzweifeln kann, anders als früher.

Welchen Vorteil habe ich als Streckenlieferant von einem digitalen Zwilling?

Nehmen wir an, es kommt eine Ausschreibung für eine Rewe-Strecke in einer Postleitzahl, die Sie als Speditionsdienstleister oder GFGH noch nicht haben. Da kann man diese Daten mit den Anforderungen der Anzahl Anlieferungen, Postleitzahlen, LKW-Auslastung, Paletten pro Stopp und so weiter durch den Digitalen Zwilling durchjagen und sieht in der Simulation am Ende direkt, welche Kosten dabei am Ende entstehen. Sie können also sofort entscheiden: Ist der Auftrag gut für Sie? Welchen Preis müssen Sie anbieten? Früher wurde das per Bauchentscheidung durchgespielt, nach dem Motto: Das ist das Ruhrgebiet, das können wir mal angreifen. Ein Flop bei den niedrigen Margen im GFGH oder im Speditionsgeschäft kann brutal sein. Wer für ein falsches Gebiet für einen viel zu geringen Preis anbietet und zwei oder drei Jahre lang ihre Speditionsverträge erfüllen muss, der kann so sehr schnell in strategische und finanzielle Schieflage geraten.

Sollte man digitale Simulationsprogramme outsourcen oder in die eigene IT implementieren?

Ich kann das aus unserer Perspektive beantworten: Wir sind komplett nutzerorientiert. Wir verkaufen keine Programme, sondern gehen zum Kunden rein ins System und skalieren das mit dem Kunden zusammen, um auch das Know how der Logistikmitarbeiter mit hinein zu nehmen. Wir installieren dann dort das System, damit der Kunde einen ownership effect hat, gerne mit dem selbstgeschaffenen Zwilling arbeitet und nachhaltig digitalisiert.

INSIDE-Schwerpunkt IT/Digitalisierung/Software Ausgabe 896