Das Gros des 10 Mrd Euro großen Mehrweggeschäfts im Einzelhandel fährt der GFGH. Nun wird umverteilt. Nicht nur wegen Rewes 50-%-Einstieg bei Trinks. Größen wie Winkels denken (zum Ärger ihrer Get N-Kollegen) öffentlich über einen Exit nach und die Prepper der Edeka machen es sich lieber selbst.
Der Wutanfall von Markus Mosa ist inzwischen legendär. In allen Märkten, so soll der Edeka-Boss nach der Nachricht vom Rewe-Einstieg gepoltert haben, solle man baldmöglichst auf eine Belieferung durch Trinks verzichten. Von den Gesellschaftern forderte er Satisfaktion, Sonderzuschläge aus dem Konditionstopf. Warsteiner und Bitburger willigten ein, Krombacher ist großflächig ausgelistet (INSIDE 942). Doch hat der Trinks-Deal die Entwicklung nur beschleunigt. Schon zuvor hatte die Edeka grundsätzlich entschieden, in immer mehr Regionen auf eine eigene Mehrweglogistik zu setzen.
Nach dem immer bedeutsameren Discounter Netto, nach Hessenring, Rhein-Ruhr, Südwest und im kommenden Jahr Südbayern, verzichtet bald auch die Edeka Nord auf ihren Streckenverleger. Zum Jahresende läuft der Liefervertrag mit Trinks aus. Trinks hatte von den Standorten Lüneburg und Neumünster aus die Edekaner in den westlichen Nord-Regionen 1-6 mit Mehrweg versorgt und soll Gerüchten zufolge sogar schon zum 1. Oktober die Klamotten hinwerfen. Die Edeka braucht schleunigst Ersatz. Hinter den Kulissen wird an Partnermodellen und Lösungen gestrickt mit den bisherigen Trinks Unterverlegern Kirchhoff-Barsbüttel und Behn-Eckernförde, aber auch mit DGL/Essmann und Splendid (Geesthacht). Langfristige Investitionen sind dabei nicht angebracht. Mittelfristig will die Edeka Nord auch in den jetzigen Trinks-Gebieten auf Eigenlogistik umstellen, wie sie es in Meck-Pom mit dem Zentrallager in Malchow längst getan hat.
Auch außerhalb von Norddeutschland müssen sich Streckenverleger auf tiefe Einschnitte vorbereiten. Ohne die Auslastung durch die beiden größten Getränkevermarkter explodieren die Stückkosten.
Die Frage, die alle umtreibt: Wenn das Edeka-Volumen dem Markt entzogen wird und Trinks die Rewe-Strecken bekommt, wer fährt den Rest? Und was wird das dann kosten?
Für Trinks in Hennef (wo laut INSIDERN derzeit ein neuer Geschäftsführer gesucht wird) sind die Sorgen unbegründet. Trinks will sich unbedingt als „neutraler“ Dienstleister im Spiel halten. Schon aus Kartellrechtsgründen gebe es keinerlei Datenaustausch mit der Rewe. Bei Lekkerland habe die Rewe ja eine lupenreine operative Trennung nachweislich hinbekommen.
Für die Rolle der unabhängigen Alternative kommen andere eher in Frage. Z.B. der mit ebenfalls über ein Milliarde Euro Mehrwegumsatz größte deutsche Getränkelogistiker, die DGL (wo laut INSIDERN derzeit ebenfalls ein Gf gesucht werden soll). Der zuletzt um Metro und einige andere Strecken gewachsene Multi deckt freilich nicht alle Teile der Republik ab. Und muss befürchten, langfristig seinen wichtigsten Kunden, die Edeka Minden-Hannover, zu verlieren, falls die eines Tages der Do-It-Yourself-Philosophie der Edeka folgt. Minden-Hannover steht für ein Drittel des DGL-Umsatzes. Immerhin hat DGL-Boss Markus Rütters kurz nach dem Trinks-Deal noch die Rewe-Strecken in NRW verlängert bekommen.
Belastung Mehrweglogistik
In Stellung bringt sich derweil auch der Verbund Profi-SGL, der anders als die Veltins/Radeberger-Tochter DGL zusätzlich auf Unabhängigkeit von der Industrie verweisen kann. Zumindest einer ihrer Gesellschafter aber sieht offenbar wenig Zukunft im GFGH-Geschäft. Winkels-Inhaber Gerhard Kaufmann ventiliert Verkaufspläne (INSIDE 942). Und auch über Günter Thiels teuer zusammengekauftes Sammelsurium Splendid Drinks wird immer wieder spekuliert. Doch die Löcher im Strecken-Puzzle durch den Wegfall von Rewe und Edeka sind für Interessenten nicht kalkulierbar. Für den Einzelhandel aber, für Fachmarktketten ohne Eigenlogistik (z.B. Orterer), für LEH-Player wie Bartels-Langness, Bünting, K+K, Kaes, Metro, Globus, Tegut und vor allem Kaufland wird das Thema Mehrweggetränke-Logistik zur strategischen Belastung.
Artikel aus INSIDE 944