Parallel zum VLB-Logistikkongress Anfang dieser Woche in Rosenheim lieferte der Logistik-Experte Bernd Huesch (Huesch & Partner, Köln) via LinkedIn-Beitrag eine ziemlich schonungslose Bestandsaufnahme der Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Branche: 100.000 ukrainische Fahrer, das "Rückgrat der deutschen und polnischen Subunternehmer", befänden sich im Krieg; hinzugerechnet die steigenden Energiepreise, verschärfte Kabotageregeln der EU, lange LKW-Lieferzeiten durch Teilemangel und eine "ausgecashte Intrastruktur mit 4.000 maroden Brücken und zeitraubenden Umwegen". Das alles wird, so Huesch, "in den nächsten zwei Jahren eine Verdoppelung der Beschaffungs- und Distributionskosten nur in der Logistik ergeben."
Die Logistik schwirrt nicht erst seit drei Wochen durch Fahrermangel und Energiepreisdruck, aktuell aber zernageln die altbekannten Preisbaustellen jede Kalkulation. Wer Dieselpreis-Floater in seinen Verträgen stehen hat, wirft sie jetzt an; wer nicht, hat Pech. Laut Huesch machen die Logistikkosten bei Transport- und lagerintensiven Lebensmitteln wie Bier und Mineralwasser zwischen 30% und 50% vom Ladenverkaufspreis aus. Sollte es zu einer Abkehr von russischer Energie und dem Einsatz von vier- bis sechsfach teureren Ersatzenergien kommen, würde das die Logistikkosten nochmals mindestens verdoppeln, so der Experte.
Resümee Huesch: "Der Lebensmittelmarkt wandelt auf der Beschaffungsseite sich zum Erzeugermarkt. Haben die großen Handelskonzerne früher um jeden Zehntelcent gefeilscht, können sie in Zukunft froh sein, wenn sie die Ware vom Erzeuger in der geforderten Menge überhaupt noch bekommen und müssen wesentlich höhere Bestandspuffer einrichten und Lagerraum vorhalten."