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#914

Lebensmittelverband, VDM: Lobby sucht Form

VDM/Right4Water: Aus eins mach zwei

Jürgen S. Reichle

Beim Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) läuft es auch eineinhalb Jahre nach der Bestellung des Ex-PepsiCo Deutschland-Chefs Jürgen Reichle zum neuen Gf nicht rund. Eine Personalie hätte man sich womöglich gerne erspart, einen neuen Wasserschutz-Verband auch.

Interne Querelen im diffusen Mitgliederfeld gehören beim VDM zum guten Ton; ohne Rumor in der Gesellschafterschar mit ihren mannigfaltigen Interessen wäre der VDM nicht das, was er ist. 2021 wurde nach großer interner Unruhe Gf Uwe Kremer als „Vice President European Affairs“ in Richtung Europa abgeschoben (2021; INSIDE 878). Der aktuelle Gf (Ex-PepsiCo Deutschland-Chef Jürgen Siegfried Reichle) bringt den VDM derzeit in ruhigeres Fahrwasser; seine Kür in sehr kleinem Kreis sorgte 2021 aber ebenfalls für Unruhe, unter anderem deshalb, weil es eben ein sehr kleiner Kreis um den Ex-PepsiCo-Konzessionär Dr. Karl Tack als VDM-Präsident war, der Reichle an Bord holte (INSIDE 878).

Reichle gilt auch als Erfinder des ersten Mineralwassertages (am 7. Oktober) und als derjenige, dem es gelang, Olympiasiegerin Malaika Mihambo beim Brunnentag 2022 zur „ersten Mineralwasser-Botschafterin“ zu küren. Ein spektakulärer Marketing-Coup des Marken-Manns, auch der chronisch auf Kante genähte Haushalt des Verbandes (mehr als ein Dutzend Mitarbeiter in der Zentrale) schien den weiten Sprung zu verkraften. Weniger zuträglich war der Stimmungslage an eben diesem Brunnentag laut Schilderungen von Mitgliedern allerdings ein Vorfall in Zusammenhang mit dem 2019 als Syndicus und stellvertretendem Gf an Bord geholten Dr. Caspar Jürgens. Die Stimmung in der Chefetage soll spätestens seit diesem Zeitpunkt toxisch gewesen sein, berichten Teilnehmer; mittlerweile ist der zumindest für den Vorstand eher unbequeme Justiziar freigestellt. Wer seinen Job künftig machen soll, ist nun unklar; vorerst macht‘s wohl: Reichle selbst.

Mit oder auch schon vor Jürgens‘ Abgang erfährt der maßgeblich von ihm selbst initiierte Wasserschutzverein Right4Water (Vorstand: Gaby Gaßmann/Magnus und der SCB-Consulter Michael Braitinger) womöglich eine neue Ausrichtung. Von vornherein war der Verein im Vorstand und Präsidium umstritten, konterkariert er doch die strenge Abgrenzungspolitik des VDM gegenüber kommunalen Wasserversorgern. Reichles Vorgänger Udo Kremer hatte noch Wutanfälle bekommen, als der Wasserzweckverband Rottenburg sein Leitungswasser als „gesund“ titulierte – die Niederbayern wurden als Präzendenzfall von Bonn durch die Instanzen gejagt, man wollte die Sitten nicht einreißen lassen (INSIDE 876).

Die laut einem Arbeitspapier für die Gründungsmitglieder „atypisch positive NGO-Plattform für strategische Wasserkommunikation“ Right4Water steht aber – auch wenn sich zur Gründungsversammlung im September fast nur Brunnen, wenige Brauer und gar kein Versorger einfand – schon aus Gründen der angestrebten Gemeinnützigkeit allen offen. Also auch Zweckverbänden und Wasserverwendern. Das wurde laut INSIDERN auch von der Mehrheit im VDM-Vorstand so getragen, die Umsetzung bzw. Unterstützung gestaltet sich aber holprig. Zweck des Vereins ist laut Satzung „insbesondere der Schutz und die Erhaltung von Wasser, dort insbesondere von Grundwasser, und die Förderung der natürlichen Regeneration von Grundwasser als lebenswichtige Ressource für Menschen, Tiere und Pflanzen“.

Artikel aus INSIDE 914