Ex-Inhaber abheuern, Kapazitäten auslasten, Sortiment durch „Innovationen“ ausweiten: Philipp Mühlbauer will den insolventen Ländle-Brunnen kräftig umbauen. Er hat enge LEH-Kontakte - und einen Hang zu waghalsigen Unterfangen.
Aufatmen am Morgen des 16. Mai in Löwenstein: Es geht weiter für den Teusser Mineralbrunnen und die 35 Angestellten. Mit dem Oberpfälzer Philipp Mühlbauer ist ein Investor gefunden, der am 1. Juni über die von ihm eigens gegründeten Gesellschaften Eurocov Equity und Eurocov Getränke einsteigt – und doch nicht für ein „Weiter so“ stehen will. Erste Maßnahme: Der bisherige Inhaber Rainer Rössle, 57, hat keinen Platz mehr in der Firma.
Zweite Maßnahme: Mühlbauer möchte so schnell wie möglich die 130 Mio Liter Kapazität von Teusser nutzen. Der Brunnen mit den Marken Teusser, Löwensteiner und Schloss-Urquelle war zuletzt unter die 100 Mio Füllungen gerutscht und schreibt seit 2020 Verluste (INSIDE 926). Eine Produktionshalle liegt komplett brach. Kurzfristig soll die Abfüllung von Handelsmarken Menge bringen – u.a. für die Edeka. Deren zwischenzeitliches Interesse an Teusser ist mittlerweile von vielen INSIDERN bestätigt, auch Kaufland soll dran gewesen sein – nun macht’s Mühlbauer den LEH-Riesen. Kontakte bestanden bereits: Der 49-Jährige hatte mit der Mecklenburger Spirituosenfabrik G. Winkelhausen GmbH 18273 Güstrow (u.a. Rostocker Doppelkümmel, Güstrower Korn) schon 2013 einen Hersteller aus der Insolvenz übernommen (die anderen Teile der damals gekenterten Elro Gruppe gingen an die Edeka) und arbeitet auch im Nordosten eng mit dem LEH zusammen. Mühlbauer ist zudem alleiniger Gesellschafter des Kunststofftechnikers KTN Euroextrusion GmbH aus Neumarkt in der Oberpfalz.
Die dritte Maßnahme ist die Ausweitung des Sortiments. Von „andersartigen“ Produkten und „Innovationen“, für die die Infrastruktur (zum Beispiel in der stillstehenden Halle) vorhanden sei, ist die Rede. Denkbar scheint das durchaus: Teusser besitzt sechs Brunnen sowie automatische Glas- und PET-Abfüllanlagen. Mühlbauer gilt außerdem nicht erst seit der Teusser-Übernahme als Mann, der immer für Überraschungen gut ist. In der Spritindustrie hat der – INSIDER-O-Ton – „Bajuware mit gewissen Beziehungen“ (vor allem wohl in die Politik) einige laut INSIDERN überwiegend erfolglose Vorhaben gestartet. Unter anderem wollte er demnach Liköre für Bayern und Österreich groß machen – trotz Connections ein Flop. Die Mecklenburger Spirituosenfabrik mit ihren gut 20 Mitarbeitern macht laut INSIDERN ohnehin viel weniger Flaschen als einst. Im Juni werde er sich konkreter zu seinen Plänen äußern, so Mühlbauer auf INSIDE-Nachfrage.
Artikel aus INSIDE 927