Noch kein INSIDER?

JETZT ZUGANG SICHERN!

Wählen Sie Ihre Anmeldeoption.

Schnell und unkompliziert INSIDER werden!

Weiter

Pfungstadt: Die nächste Klatsche

Das abenteuerliche Hin und Her rund um die Pfungstädter Brauerei reißt einfach nicht ab. Hatte INSIDE in der jüngsten Ausgabe 918 noch von einer vermeintlichen Kehrtwende und darüber berichtet, dass Investor Uwe Lauer weiter an einen wie auch immer gearteten Fortbestand der Brauerei glaube ("stabile Allianz"), macht der Bürgermeister der Stadt jetzt einen schweren Deckel drauf. In einem heute offiziell bestätigten Schreiben an Ältestenrat, Magistrat, Amtsleitungen, Conceptaplan und die Pfungstädter Brauerei legt Patrick Koch dar, wie und warum zuletzt Gespräche zwischen ihm und der Entwicklungsgesellschaft Conceptaplan gescheitert seien.

Wie berichtet hatte der Investor Uwe Lauer bis zuletzt Pläne ventiliert, in irgendeiner Form weiterzubrauen ("Wir bleiben Brauer"). Da ihm zuletzt offenbar klar wurde, dass ein Brauereibetrieb auf dem bestehenden Gelände nicht funktionierenden würde, kramten Beobachter wieder das alte Konzept "Neubau auf der Grünen Wiese" aus der Kiste. Aber auch dafür hätte Conceptaplan zumindest übergangsweise die Pacht für die bestehende Brauerei über Ende 2023 hinaus verlängern müssen. Da der Gesprächsfaden zwischen Lauer und Concetaplan zuletzt offenbar sehr dünn war, kam Anfang dieses Jahres Bürgermeister Koch quasi als Vermittler ins Spiel.

Das als "Sachstandsinformation" verklausulierte Schreiben Kochs lässt jetzt an Dramatik nichts zu wünschen übrig - am Ende bleibt die Quintessenz Kochs, Conceptaplan habe ihm mitgeteilt, "mit Herrn Lauer sei ein vertrauensvolles und verlässliches Miteinander einfach nicht möglich. Deshalb schließe man aus, sich mit Herrn Lauer in irgendeiner Form zu vereinbaren."

Kochs Schreiben im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachdem die Brauerei vor Weihnachten die Einstellung ihres Betriebes zum 31.3. öffentlich verkündet hatte, sind einige Mitglieder des Magistrates Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung auf mich zugekommen und haben mir zu verstehen gegeben, dass man seitens des politischen Bereiches mit Brauerei und Conceptaplan und dem Hopp Family Office ggf. das Gespräch suchen möchte.

Daraufhin habe ich in der Woche vor Weihnachten alle Beteiligten kontaktiert und um die Erlaubnis gebeten Kontaktdaten herauszugeben. Hier kann ich auf den Ihnen bekannten Emailverkehr mit Herr Friedewald sowie der Brauerei verweisen. Die Kontaktdaten, die zur Weitervermittlung vorgesehen waren, habe ich an den Magistrat und den Ältestenrat noch vor Weihnachten weitergeleitet. Darüber hinaus gab es in Sachen Brauerei von meiner Seite aus keine weitere Aktivitäten.

In der Folge habe ich mitbekommen, dass für den 04.01.2023 ein Treffen der Fraktionsvorsitzenden und der Brauerei auf Einladung des Stadtverordnetenvorstehers terminiert wurde. Die SBI-Ausschussvorsitzende Katrin Seeger, mit der ich am Tag vor dem Treffen telefonierte, war bei diesem Termin ebenfalls anwesend.

Bei diesem Treffen hat die Brauerei den Teilnehmenden mitgeteilt, dass man sich eine Komplettverlagerung unter verschiedenen Voraussetzungen, unter anderem einer finanziellen Beteiligung Conceptaplans und der Stadt Pfungstadt, vorstellen könne.

Ähnlich einer Umsiedlung von Zauneidechsen (welche z. B. öfters als Auflage gemacht wird, um die Bebauung zu ermöglichen und gleichzeitig die gesetzlichen Umweltschutzregeln einzuhalten) soll nach Darstellung der Brauerei damit möglichst allen Belangen Rechnung getragen werden und sowohl das Baugebiet reibungslos ohne Rechtsstreitigkeiten ermöglicht, als auch der Fortbestand der Brauerei gesichert werden – so die in diesem Gespräch vorgetragene Vorstellung der Brauerei. Persönlich war ich bei diesem Gespräch nicht anwesend, habe mir den Inhalt aber von verschiedenen Teilnehmenden so bestätigen lassen.

Brauereiinhaber Lauer habe in diesem Gespräch die Stadtverordneten um Unterstützung für diesen Plan gebeten. Sowohl Frau Seeger als auch Herr Hegemann haben mir berichtet, dass man seitens der Stadtverordnetenversammlung diese Pläne unterstütze, sollte Herr Lauer erfolgreich mit seinem Vertragspartner verhandeln. Diese Unterstützung könne weiterhin bei der Suche nach geeigneten Grundstücken als auch bei der schnellen Schaffung von Baurecht erfolgen.

Jedoch – darauf wurde explizit Wert gelegt – habe man seitens der Stadtverordnetenversammlung deutlich gemacht, dass man den bereits eingeschlagenen Weg fortsetzen und keine roten Linien gegenüber Conceptaplan bei der Erstellung des Baurechts aufzeigen werde.

Es sei vielmehr an der Brauerei selbst, zunächst mit Conceptaplan über diese Idee zu sprechen, um danach die Vorstellungen gemeinsam zu erörtern. Ein Mandat seitens der Teilnehmenden dieser informellen Runde, die Pläne der Brauerei für diese mit dem Grundstückseigentümer zu verhandeln, wurde ausdrücklich nicht erteilt.

In der Folge äußerte Herr Lauer gegenüber Frau Seeger Bedenken, dass er überhaupt bei Conceptaplan vorstellig werden könne um diese Möglichkeit vortragen zu können. In diesem Gespräch hatter Herr Lauer darum gebeten, dass die Ausschussvorsitzende eine Art Türöffnerfunktion wahrnehmen solle und Herrn Dr. Grimann bitten möge sich die Ideen/Vorstellungen der Brauerei anzuhören.

Am 6.1. telefonierte Frau Seeger mit mir, um mir zum einen von dem Gespräch am 4.1. zu berichten (ich hatte in der Zwischenzeit keine Informationen über den Gesprächsverlauf und Frau Seeger war die erste Teilnehmende von der ich Inhalt und Ablauf erfahren habe) und im Anschluss darüber zu beraten, wer denn dieser „Türöffner“ sein könnte.

Wir waren uns schnell einig, dass diese Funktion eher mir als Bürgermeister zukommt, obwohl ich nicht an dem Gespräch teilgenommen habe. Ich berichtete davon, dass ich auch mitbekommen hätte, dass eine Gruppe aus dem Magistrat mit der Brauerei gesprochen habe und man sich überlege bei Conceptaplan von dieser Seite aus vorstellig zu werden, um ggf. zu vermitteln. Ungerne würde ich in diese Absichten versehentlich eintreten und bei den Beteiligten evtl. für Verwirrung und Missverständnisse sorgen.

Daher stimmte ich mich zunächst mit diesem Personenkreis ab und nachdem klar war, dass ein Anruf durch mich keine negativen Auswirkungen hat, konnte ich am 18.01.2023 mit Conceptaplan, Dr. Grimann, Kontakt aufnehmen.

Herrn Dr. Grimann wurde der Sachverhalt wie oben dargestellt im Beisein von Sozialdezernentin Scheibe-Edelmann und Finanzdezernent Gantzert geschildert.

Daraufhin teilte Herr Dr. Grimann mir freundlich aber auch entschlossen mit, dass seitens Conceptaplan keine weitere Gespräche mit Herrn Lauer geführt werden. Er halte es für ausgeschlossen, dass ein solches Gespräch zu einem Ziel führe. Man habe auch intern dies so abgesprochen und diesbezüglich eine klare Position. Es gebe keine Grundlage für ein Gespräch, weil auch jegliches Vertrauen in Herrn Lauer fehle.

Weiterhin machte Herr Dr. Grimann deutlich, dass man gerne mit der Pfungstädter Politik oder der Stadt rede. Selbstverständlich sei ihm und auch seinen Mitstreitenden das Schicksal der Brauerei nicht egal, mit Herrn Lauer sei ein vertrauensvolles und verlässliches Miteinander einfach nicht möglich. Deshalb schließe man aus, sich mit Herrn Lauer in irgendeiner Form zu vereinbaren.

Er bitte um Verständnis dafür, dass man keine Möglichkeit dafür sieht weitere tragfähige Gespräche mit Herrn Lauer zu führen. Ich bedankte mich bei Herrn Dr. Grimann für das sehr sachliche Gespräch.

Im Anschluss informierte ich Herr Lauer über die groben Inhalte dieser Unterredung und kündigte an, dass ich eine Nachricht an die Gremien verfasse und diese über diesen Sachstand informiere. Was ich hiermit tue.

Der Text dieser Nachricht ist sowohl mit Katrin Seeger und Oliver Hegemann als auch Herrn Grimann und Herrn Lauer abgestimmt und dient jedem diesen Sachverhalt betreffend als sachliche Information über den aktuellen Status.

Vielen Dank für die Kenntnisnahme.


Mit freundlichen Grüßen

Patrick Koch
Bürgermeister