Die schier unendliche Geschichte des Pfungstädter Brauerei-Missmanagements ist noch immer nicht auserzählt. Der als Vermittler eingeschaltete Bürgermeister holte sich eine Abfuhr – dezidiert mit Verweis auf Investor Uwe Lauer. Welche Karten hat der noch im Ärmel?
Patrick Koch, SPD, hatte als Bürgermeister schon die mehr als verwegenen Baupläne des vermeintlichen Heilsbringers Uwe-Dieter Krück für die „modernste Brauerei der Welt“ bejubelt (INSIDE 844), bis ihn die Realität auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Auch bei seiner neuen Mission Impossible holte sich Koch eine Abfuhr. Wie Koch später in einer internen „Sachstandinformation“ festhielt, hatte Anlagenbauer und Brauerei-Investor Uwe Lauer wohl selbst nicht mehr daran geglaubt, dass er „überhaupt noch bei Conceptaplan vorstellig werden könne“ (dem mit Hopps Familiy Office verbundenen Stadtentwickler). Deshalb sollte Koch als Bürgermeister den „Türöffner“ spielen. Was ihm dann um die Ohren flog. Nachdem er bei Concetaplan-Gf Dr. Thomas Grimann vorstellig wurde, habe ihm dieser „freundlich, aber auch entschlossen mitgeteilt, „dass seitens Conceptaplan keine weiteren Gespräche mit Herrn Lauer geführt werden. (...) Es gebe keine Grundlage für ein Gespräch, weil auch jegeliches Vertrauen zu Herrn Lauer fehle.“
Das offenbar mit Grimann und Lauer abgestimmte Schreiben lässt nur den Schluss zu, dass die Optionen für den Anlagenbauer Lauer zumindest im Stadtgebiet Pfungstadt nun endgültig ausgereizt sind. Der Pachtvertrag mit Conceptaplan/Hopp auf dem alten Brauereigelände läuft nur noch bis Ende des Jahres, eine Verlängerung wird mittlerweile ausgeschlossen. Auch Lauer hält die Idee „Bauen und Brauen“ offenbar selbst für verflossen. Nur: Was will er dann? Aus Reihen der Bürgerinitiative, die sich bis vor Weihnachten noch für einen Weiterbestand der Brauerei auf dem alten Gelände stark gemacht hatte, hieß es zuletzt, Lauer habe nun doch die bislang zurückbehaltenen Kündigungen an die Belegschaft ausgesprochen.
Damit ist wohl auch ein Neubau auf der Grünen Wiese obsolet. Lauer braucht ergo – wenn er, wie gegenüber INSIDE angekündigt, Brauer bleiben will – eine bestehende Brauerei. Nachfragen wurden bis Redaktionsschluss von Lauer nicht beantwortet. Gegenüber INSIDE hatte Lauer vor einigen Wochen allerdings selbst davon gesprochen, er halte auch den Kauf einer weiteren Brauerei für eine Option. Aktuell wollte er sich dazu nicht mehr äußern. Wie zu erwarten war, werden indes in Reihen der Pfungstädter Politik und beim Rest der Bürgerinitiative diverse Übernahme-Kandidaten vom Frankfurter Dunstkreis über Darmstadt, rüber zum Rhein und runter in den Odenwald ventiliert, wo die Brauerei 2016 schon Marke und Kunden der ziemlich abgeratzen Brauerei Michelstadt übernommen hatte (INSIDE 749). Auch in Münchner Bauerei-Kreisen wird das Thema derzeit laut INSIDERN diskutiert.
Artikel aus INSIDE 919