Die an abenteuerlichen Wendungen nicht arme Geschichte der Pfungstädter Brauerei könnte nächstes Jahr ihr Ende finden – oder auch nicht. Es wird wohl ein Fall für die Juristen.
Mittlerweile formiert sich in der 25.000 Einwohner kleinen südhessischen Stadt eine Bürgerinitiative, die per Bürgerbegehren/Bürgerentscheid den Fortbestand der noch 130.000 hl großen Brauerei sichern will. Gleich nach der Übernahme der Brauerei 2020 hatte der Anlagenbauer Uwe Lauer möglicherweise vorlaut postuliert, das Gelände ab Ende 2023 – wenn der Pachtvertrag mit Daniel Hopps Family Office und der Quartier Stadtgärten Pfungstadt GmbH ausläuft – zurückkaufen zu wollen. Hopp verfolgt dort aber mutmaßlich vertraglich fixierte Wohnbaupläne und hegen, laut einem von der FAZ zitierten Sprecher des Bauträgers Conceptaplan, gar keine Absicht, Teile ihres Grundstücks wieder herzugeben.
In Pfungstadt kennt man sich mit Bürgerbegehren aus. 2016 protestierte eine Inititiative gegen „Shark City“, ein größenwahnsinniges Projekt wie kurz darauf auch der vermeintliche Neubau der Pfungstädter Brauerei, den der ominöse Investor Uwe Dieter Krück auf die Grüne Wiese bzw. ins alte Schwimmbad der Stadt bauen wollte (INSIDE 840). Beide Projekte, eifrig flankiert von einer ergebenen Stadtspitze, verschwanden in der Schublade, bevor sie realisiert wurden. Wie von INSIDE schon vor Monaten vermutet (Ausgabe 896), versucht es der neue Pfungstädter-Investor Lauer nun mit dem Druck der Öffentlichkeit. Hopp/Conceptaplan brauchen für ihr Vorhaben die notwendigen Baugenehmigungen – die wiederum von Stadtgremien ausgesprochen werden müssen.
Allerdings hat Lauer eventuell selbst ein Dilemma. Kurz nach der Übernahme hatte er Pläne ventiliert, die Brauerei in einem Industriegebiet neu zu errichten. Jetzt, nachdem sich die Grüne Wiese als schnöder Gedanken-Acker heraustellte, dürfte er an sein Versprechen vor dem Gesellschafterausschuss erinnert worden sein, Arbeitsplätze bei Pfungstädter zu erhalten. Wie man‘s dreht und wendet: kein Ausweg in Sicht.