Eine angesichts steigender Energiepreise dramatische Prognose zur Entwicklung im Logistikgewerbe hat der Experte Bernd Huesch erstellt. Wie der Gf von Huesch & Partner in einem Post bei LinkedIn schreibt, werden sich nach seinen Berechnungen die Beschaffungs- und Distributionskosten in der Logistik verdoppeln. Treiber dabei seien die Treibstoffkosten, der Fahrermangel, lange Lkw-Lieferzeiten durch Teilemangel und eine "ausgecashte Intrastruktur mit 4.000 maroden Brücken und zeitraubenden Umwegen".
100.000 ukrainische Fahrer, so Huesch, als das "Rückgrat der deutschen und polnischen Subunternehmer" seien jetzt im Kriegsdienst, hinzu kämen verschärfte Kabotageregeln der EU. Der Fahrermangel war auch vor dem Ukraine-Krieg schon lange Thema; INSIDE berichtete etwa im Sommer 2021 von rund 27.000 fehlenden Fahrern allein in der deutschen Getränkebranche (Ausgabe 880).
Logistikkosten machen laut Huesch bei transport- und lagerintensiven Lebensmitteln wie beispielsweise Bier und Mineralwasser zwischen 30% und 50% des Ladenverkaufspreises aus. Zugleich stiegen auch die Preise für internationale Containertransporte. Der Preis für einen Shanghai-Container sei mittlerweile von 1.000 bis 1.500 Dollar vor vier Jahren auf 12.000 Dollar gestiegen und äußerst volatil. Die Abkehr von russischer Energie und der Einsatz von 4- bis 6-fach teureren Ersatzenergien werde die Logistikkosten nochmals mindestens verdoppeln.
Huesch prophezeit, der Lebensmittelmarkt wandele sich auf der Beschaffungsseite zum Erzeugermarkt. Handelskonzerne könnten künftig froh sein, wenn sie die Ware vom Erzeuger in der geforderten Menge überhaupt noch bekommen und müssten wesentlich höhere Bestandspuffer einrichten und Lagerraum vorhalten. Discountformate würden auf der Kundenseite eine Renaissance erleben.