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#917

Winzer zündeln mit Mehrweg

Förstina schiebt Berater in die Spitze

Im Realitätscheck: Pierre Sauer

Beim Eichenzeller Mehrweg-Apologeten Förstina ging der Rumor aus 2021 in diesem Jahr weiter: Absatzverluste infolge schmerzhafter CO2-Lücken, hohe Investitionskosten. Aus einer externen Beratung wurde jetzt eine etwas weniger externe Lösung – die Inhaber insistieren indes weiter auf einer Fortführung in Familienhand.

Per 1. Januar 2023 rückt mit Pierre Sauer ein Beratungs- und Sanierungsexperte in die Geschäftsleitung des 2021 noch 228 Mio Liter großen Brunnens auf. Sauer kommt von der Unternehmensberatung Weihenstephan (UBW). Geschäftsführer dort: Sauers Vater Robert Sauer. Der Ex-Paulaner- und Red Bull-Mann musste im Sommer 2022 eineinhalb Jahre nach seinem Engagement als Vorstand Obst und Gemüse bei der Gärtner-Genossenschaft Landgard eG abtreten (NSIDE 908) und kann sich nun wieder ganz der UBW widmen. Für seinen laut INSIDERN mit einem unbefristeten Vertrag ausgestatteten Sohn Pierre indes eröffnen sich bei Förstina neue Optionen.

Der Brunnen ist bis heute familiengeführt. Die Mehrheit der Anteile liegt bei Senior-Chefin Doris Ehrhardt, 81, die übrigen bei ihren Kindern Heike Schäfer (nicht im Unternehmen), Ulrich Ehrhardt und Anke Richardt. Ulrich Ehrhardt und Anke Richardts Ehemann Andreas Richardt führen das Haus bislang als Geschäftsführer. Allerdings verabschiedet sich Ulrich Ehrhardt zu Ende des Jahres in den Ruhestand (will aber weiter zwei Tage pro Woche vorbeischauen). Ein postengleicher Nachfolger für den mit Produktion, Logistik, Marketing und Vertrieb mehr als ausgelasteten Gf wird indes so schnell nicht installiert. Stattdessen wird Pierre Sauer, der den Familienbetrieb seit zweieinhalb Jahren über die UBW betreut, mit Prokura ausgestattet und soll als Geschäftsleiter neben Markus Wehner die bisherigen Aufgaben von Ulrich Erhardt übernehmen.

Petrys Heil?

Die letzte offiziell im Bundesanzeiger veröffentlichte Bilanz des Brunnes datiert aus dem ersten Corona-Jahr 2020; bei einem Umsatz von 54,6 Mio Euro stand am Ende ein Jahresfehlbetrag von 2,5 Mio Euro. Im zweiten Corona-Jahr gingen bei Förstina satte 20 Mio Liter (-8,8%) über den Jordan, hauptsächlich B- und C-Marken (Fortuna, Justus, Rudolf und die Heurich-Marke top frisch) , die mit Preiserhöhungen bedacht wurden und damit die 2-Euro-Kategorie verließen. Für das laufende Jahr erwarten INSIDER weitere Verluste.

Die CO2-Knappheit im Sommer habe immer wieder zu mehrwöchigen Lieferausfällen, zuerst freilich bei Rudolf, heißt es in Eichenzell. Unter Effizienzgesichtspunkten würde ja manch Brunnen gern auf derlei B- und C-Gedöns verzichten, allein: Das Damoklesschwert Fixkostenauslastung hängt bleischwer nicht nur über dem eisernen GDB-Verwender Förstina. Und dann muss ja noch die millionenschwere neue Glasanlage finanziert werden, die vor kurzem in Betrieb ging.

Vor gut einem Jahr hatte der Ex-CCEP Deutschland-Mann Mario Petry den langjährigen Vertriebsleiter Gerhard Bub bei Förstina beerbt, als sich dieser in den Ruhestand verabschiedete (INSIDE 887). Petry muss nun plötzlich an Sauer berichten. Im Familienstamm (wo sich kein passender Nachfolger für die Gf aufdrängt) wird ehern an der Position festgehalten, dass das Haus nicht zur Disposition steht. Entsprechend wurde jetzt bis zum Jahr 2025 ein Haustarifvertrag beschlossen und eine Standortgarantie für den Betrieb ausgesprochen.      

Artikel aus INSIDE 917