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#912

200.000 hl weg: Heinekens Lösung für Březňák und Co

Einsiedler-Gf schon wieder weg

Der im April verstorbene Patriarch des Einsiedler Brauhauses, Hans-Dieter Oermann, wollte seine Nachfolge frühzeitig regeln. Der erste Versuch scheiterte in der Probezeit. Jetzt ist klar: Auch Anthony van Hecke war ein Missverständnis.

Der neue Kapitän beim Einsiedler Brauhaus, Anthony van Hecke, ist schon wieder von Bord gegangen. Erst im August (INSIDE 908) hatte Einsiedler den „Mann von Welt“ (20 Jahre Erfahrung im Export) als Nachfolger des Patriarchen und Ex-Inhabers Hans-Dieter Oermann vorgestellt. Bei der auf bis zu 500.000 hl Kapazität taxierten, zu Corona-Zeiten aber in Wahrheit rund 300.000 hl großen Chemnitzer Brauerei ist das nicht das erste Missverständnis: Wenige Monate vor seinem Tod am 8. April 2022 (INSIDE 900) hatte Oermann noch Ex-Oettinger-Mann Winrich von Bierbrauer zu Brennstein als Gf auserkoren. Mit ihm sollte Einsiedler in die Zukunft gehen. Bereits nach kurzer Zeit hatte es „essenzielle Meinungsverschiedenheiten“ gegeben, von Bierbrauer zu Brennstein flog noch in der Probezeit.

In den Jahren zuvor hatten sich allerdings schon diverse Berater und Mitarbeiter an Oermann und dessen Umfeld die Hörner abgestoßen. 2013 etwa kündigte Oermann seine 50%-Beteiligung an M. Grüssers Berliner Getränke Zukunft (INSIDE 689), nachdem er zuvor schon erst seinen Mitgesellschafter Frank Kapp und dann den langjähren Vertriebsleiter Jürgen Ackermann entsorgt hatte. Es war nicht immer das leichteste Auskommen mit dem zum Schluss schwerkranken Patriarchen.

Export-Profi van Hecke (u. a. Unibiere, Belgien, und Koningshoeven, Niederlande; 2017/18 baute er in Kanada mit der Last Spike Brewery seine eigene Brauerei auf) hatte seinem langjährigen Freund Oermann versprochen, die Brauerei weiterzuführen. Darüber, wie das genau gemeint war, gibt es unterschiedliche Ansichten: Die kaufmännische Leiterin und Prokuristin Sandra Frenzel (seit 1995 im Erzgebirge) meint, van Hecke habe „kurzfristig“ einen „geordneten Übergang“ managen sollen. Van Hecke sprach gegenüber INSIDE allerdings im August davon, die Brauerei so lange leiten zu wollen, bis Oermanns Sohn Jan, 14 Jahre alt, über einen Einstieg entscheiden könne. Bis dahin wollte er den Export flott machen und fühle sich persönlich verantwortlich, das Vermächtnis seines Freundes Hans-Dieter Oermann zu bewahren.

Mit Einsiedler und Braugold aus Erfurt (Markenrechte 2018 gekauft) stieg van Hecke in mehreren Ländern neu ein (Irland, Ukraine, etc.), ihm zufolge gingen die Absätze „durch die Decke“. Davon möchte man in Chemnitz jetzt nicht mehr viel wissen. Van Hecke habe auf eigenen Wunsch entschieden, sich anderswo wieder ganz auf den Export zu konzentrieren. Ein Ausbau des Exports bei Einsiedler sei in den von Krisen geprägten Zeiten derzeit kein Thema mehr, so Frenzel zu INSIDE. 

Zumindest übergangsweise führen deshalb jetzt Testamentsvollstrecker Steffen Rumler als Geschäftsführer, Braumeister Nils Voigtmann und Prokuristin Frenzel die Geschicke der Brauerei mit ihren rund 60 Mitarbeitern. Möglicherweise soll aber noch ein Vertriebs-Experte kommen - ohne van Hecke ist Einsiedler an dieser Front luftig aufgestellt. INSIDE konnte van Hecke nicht für eine Stellungnahme zum Abgang erreichen.