Der neue starke Mann beim Einsiedler Brauhaus, Anthony van Hecke, ist schon wieder von Bord gegangen. Erst im August hatte INSIDE (Ausgabe 908) ihn als Nachfolger des Patriarchen und Ex-Inhabers Hans-Dieter Oermann vorgestellt. Bei der auf bis zu 500.000 hl taxierten Chemnitzer Brauerei ist das nicht das erste Missverständnis: Wenige Monate vor seinem Tod am 8. April 2022 (INSIDE 900) hatte Oermann noch Ex-Oettinger-Mann Winrich von Bierbrauer zu Brennstein als Geschäftsführer auserkoren. Mit ihm sollte Einsiedler in die Zukunft gehen. Bereits nach kurzer Zeit hatte es "essenzielle Meinungsverschiedenheiten" gegeben, von Bierbrauer zu Brennstein flog noch in der Probezeit.
Export-Profi van Hecke (u. a. Unibiere in Belgien und Koningshoeven in den Niederlanden; 2017/18 baute er in Kanada mit der Last Spike Brewery seine eigene Brauerei auf) hatte seinem langjährigen Freund Oermann dann versprochen, die Brauerei weiterzuführen. Darüber, wie das genau gemeint war, gibt es unterschiedliche Ansichten: Die kaufmännische Leiterin Sandra Frenzel (seit 1995 im Erzgebirge) meint, van Hecke habe "kurzfristig" einen "geordneten Übergang" managen sollen.
Van Hecke sprach gegenüber INSIDE im August davon, die Brauerei solange leiten zu wollen, bis Oermanns Sohn Jan, 14 Jahre alt, über einen Einstieg entscheiden könne. Bis dahin wollte er den Export, sein Steckenpferd, flott machen und sprach davon, dass die Absätze in diesem Bereich "durch die Decke" gingen. Mit Einsiedler und Braugold aus Erfurt (Markenrechte 2018 gekauft) stieg van Hecke in mehreren Ländern neu ein (Irland, Ukraine, etc.).
Davon möchte man in Chemnitz jetzt nicht mehr viel wissen. Van Hecke habe auf eigenen Wunsch entschieden, sich anderswo wieder ganz auf den Export zu konzentrieren. Ein Ausbau des Exports bei Einsiedler sei derzeit kein Thema mehr, so Frenzel zu INSIDE. Neben ihr führen Testamentsvollstrecker Steffen Rumler, Geschäftsführer der Halemeier GmbH (Hersteller von Beleuchtungstechnik aus Melle, Niedersachsen) und Braumeister Nils Voigtmann erstmal die Geschicke des Einsiedler Brauhauses mit seinen rund 60 Mitarbeitern. Möglicherweise soll aber noch ein Vertriebs-Experte kommen.