Die freiwillige Zuckerreduktion der Getränkeindustrie für Softdrinks ist auf dem besten Weg zu scheitern. Das zumindest besagt eine Studie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und der Technischen Universität München (TUM), die aktuell in der Fachzeitschrift „Annals of Nutrition and Metabolism“ erschienen ist.
Demnach sei der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland in den Jahren 2015 bis 2021 nur um etwa 2% gesunken. Zu wenig, heißt es. Um auf Kurs zu bleiben, hätte laut Studie rechnerisch eine Reduktion um 9% erfolgen müssen. Deshalb mahnt Oliver Huizinga, Co-Autor der Studie und politischer Gf der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG): "Die freiwillige Zuckerreduktion bei Softdrinks kommt nicht voran. Wenn sich der Trend so fortsetzt, würde das Ziel '15 Prozent weniger Zucker' erst in Jahrzehnten erreicht."
Barbara Bitzer, Sprecherin von DANK und Gf der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), stellt klar, dass Appelle an die Industrie nicht ausreichten. "Die Regierung muss endlich effektive Maßnahmen ergreifen, damit der Zuckergehalt in Softdrinks deutlich zurückgeht", so ihre Forderung.
Welche Maßnahmen gemeint sind, ergänzt Dr. Peter von Philipsborn, Hauptautor der Studie und Wissenschaftlicher am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der LMU. "Großbritannien hat 2018 eine Hersteller-Abgabe auf Softdrinks eingeführt, um die Hersteller zu einer Zuckerreduktion zu bewegen. Dieser Ansatz hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen“, so Philipsborn. In Großbritannien sei "der Zuckergehalt im gleichen Zeitraum um knapp 30 Prozent gefallen, bei ähnlichen Ausgangswerten".
Gegen eine Zuckersteuer spricht sich Detlef Groß, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg), klar aus. Er hält eine solche Abgabe nicht für ein geeignetes Instrument und sieht die Unternehmen auf dem richtigen Weg: "Alle uns bekannten Daten zur Marktentwicklung zeigen, dass der Weg der freiwilligen Kalorienreduktion funktioniert." Dazu trügen die zahlreichen Angebote von kalorienfreien und -reduzierten Varianten bei. Die Hersteller würden diese verstärkt bewerben.
*Hinweis zur Studie: Die Autorinnen und Autoren haben Daten des Marktforschungsinstituts Euromonitor International ausgewertet. In die Daten von Euromonitor fließen Unternehmensberichte, offizielle Statistiken, Markterhebungen und Schätzungen von Branchenexpert:innen ein.
Finanziert wurde die Studie aus Mitteln des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte (BVKJ), der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), der Deutschen Herzstiftung, der LMU und des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).