Noch kein INSIDER?

JETZT ZUGANG SICHERN!

Wählen Sie Ihre Anmeldeoption.

Schnell und unkompliziert INSIDER werden!

Weiter

Print-Ausgabe

#909

Geins in München: Isarflimmern mit Reger

Die Kohlensäurekrise

Wie jeden Sommer ist CO2 knapp. INSIDER beklagen, dass die mächtigen Lieferanten die Energiekrise als Anlass für überzogene Preise nehmen und sich gegenseitig keine Konkurrenz machen. Die Version der Lieferanten geht ein wenig anders.

Schlimmer geht‘s immer: Jeden Sommer wird das CO2 in der Getränkeindustrie knapp und teuer, doch heuer ist mal wieder ein neuer Höhepunkt erreicht. Bereits 2021 hatten die großen Lieferanten teilweise die Force Majeure-Klausel gezogen, beriefen sich also auf „höhere Gewalt“ (INSIDE 880). Hauptverursacher war BASF, das eine Produktionsunterbrechung vermeldete – von dem Großkonzern beziehen die meisten Lieferanten ihr CO2, das als Nebenprodukt der Ammoniakproduktion für Düngemittel gewonnen wird.

Dieses Jahr gibt es laut INSIDERN, wie gewohnt, immer wieder Engpässe. Ein GFGHler berichtet, er habe seit zwei Wochen keine CO2-Flaschen mehr bekommen. Das noch viel größere Problem sind aber die Preise: Sie schießen durch die Decke. Sie haben sich im Schnitt verdoppelt bis verdreifacht. Dass das so ist, hat mehrere Gründe: Linde & Co. haben eine enorme Marktmacht und teilen sich Gebiete und Kunden in der Regel auf. Ernstzunehmende Konkurrenzangebote? Fehlanzeige.

Außerdem garantieren die Lieferanten vertraglich offenbar größere Mengen, als sie tatsächlich generieren können. Das fehlende CO2 kaufen sie dann teurer aus dem Ausland zu und legen die Mehrkosten um. Das ist zwar rechtlich grenzwertig, weil die Preise in der Regel festgeschrieben sind. Die Lieferanten wissen aber, dass die Kunden das CO2 dringend brauchen und deshalb vermutlich nicht klagen. In diesem Jahr kommen die verschiedenen Krisen, allen voran die Energiekrise, hinzu: Bis zu 70 Euro Aufschlag pro Tonne verlangen die CO2-Lieferanten laut INSIDERN allein mit dieser Begründung – dabei haben sie zum Teil noch laufende Verträge, zahlen also noch gar nicht mehr als bisher. Einkäufer aus der Getränkebranche sind sich einig: Die Lieferanten spielen ihre Marktmacht eiskalt aus.

Von Lieferantenseite geht die Geschichte ein klein wenig anders: Demnach haben BASF und weitere Ammoniakproduzenten viele Anlagen abgestellt – offiziell zur Revision, inoffiziell aber auch, weil die hohen Energiepreise die Produktion massiv verteuern. Aus diesem Sektor stammen aber rund 70 Prozent des von der Industrie benötigten CO2. Infolgedessen müssen sich Lieferanten weiteres CO2 im Ausland beschaffen, was mit höheren Preisen verbunden ist. Die Lieferanten suchen nach eigenen Angaben zwar mittel- und langfristig nach Alternativen, um weniger abhängig von BASF & Co zu werden. Ein Ende der Knappheit nach dem Sommer ist aber, auch wegen der unsicheren Lage in der Ukraine, nicht absehbar.

Dass man sich um die Lieferanten keine allzu großen Sorgen machen muss, zeigen die aktuellen Quartalszahlen von Linde: Der bereinigte Gewinn je Aktie stieg im Jahresvergleich um 15% auf 3,10 Dollar – mehr als von Experten erwartet. Der Umsatz kletterte dank höherer Preise und Volumen um 12% auf 8,5 Mrd Dollar.

Artikel aus INSIDE 909