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CO2: Private Brauer fordern Düngemittel

Nach den deutschen Brunnen (VDM und GDB) schlagen jetzt auch die Privaten Brauereien Deutschland CO2-Alarm bei Wirtschaftsminister Robert Habeck. In einem Schreiben fordern sie drastische Maßnahmen, um die Düngemittelproduktion wieder anzukurbeln - bis hin zum Zwang. Hintergrund: Ohne das dabei abfallende CO2, das sie von Lieferanten einkaufen, droht zahlreichen Brauern der Produktionsstopp. Das Schreiben der Privaten Brauereien vom 9. September im Wortlaut:

 

Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Habeck,

in der mittelständischen Brauwirtschaft, aber auch in anderen Branchen, haben die ersten Betriebe ihre Produktion/Abfüllung einstellen müssen, weil sie nicht mehr mit technischer Kohlensäure bzw. dem Industriegas Kohlendioxid beliefert werden.

Technische Kohlensäure ist in weiten Bereichen der Lebensmittel- und Getränkewirtschaft als Prozessgas unerlässlich. In der Brauwirtschaft wird es für die Abfüllung von Bier und anderen Getränken bzw. zum Carbonisieren und Abfüllen von Erfrischungsgetränken etc. benötigt. In der Fleischwirtschaft, von Molkereien oder anderen Betrieben der Ernährungswirtschaft wird es für die Verpackung von Lebensmitteln als Schutzgas eingesetzt. Alternativen hierzu gibt es weitgehend nicht.

Technische Kohlensäure bzw. reine CO2, die für die Lebensmittelwirtschaft geeignet ist, fällt überwiegend bei der Produktion von Ammoniak an, der wiederum für die Herstellung von Düngemitteln und auch als Vorprodukt für die Herstellung von Ad-Blue benötigt wird. Aufgrund der exorbitant gestiegenen Gaspreise haben die Hersteller aber ihre Produktion stark zurückgefahren oder sogar komplett eingestellt. Große Teile der Lieferanten von technischer Kohlensäure die die Brauwirtschaft und andere Wirtschaftsbereiche damit versorgen, haben deshalb unter Berufung auf höhere Gewalt ihre Lieferverpflichtungen eingestellt bzw. verkaufen ihre noch vorhandenen geringen Restbestände zu horrend hohen Preisen an die Abnehmer.

Infolgedessen steht bei ersten mittelständischen Brauereien die Produktion/Abfüllung still. Ihre Produkte können nicht mehr ausgeliefert werden, die betroffenen Betriebe sehen sich mit einem von ihnen unverschuldeten und auch nicht behebbaren Stillstand konfrontiert. Weiterhin befürchten wir, dass durch die zu erwartende Knappheit von Ad-Blue als Folgeprodukt der Ammoniakherstellung die Lieferketten der kompletten deutschen Wirtschaft massiv gestört werden.

Was dies für unseren Wirtschaftszweig, aber auch die Versorgung der Bevölkerung mit Getränken und anderen Nahrungsmitteln bedeutet, muss nicht weiter ausgeführt werden.
Es ist also dringender Handlungsbedarf der Bundesregierung angezeigt. Der Markt selbst wird diese Problematik in der derzeitigen Situation nicht regeln können!

Wir fordern deshalb umgehende Maßnahmen, die zur Wiederaufnahme der Ammoniak-Produktion führen. Zu prüfen sind aus unserer Sicht finanzielle Subventionen, beispielsweise in Form der Absenkung der Gaspreise für die Düngemittelhersteller, aber auch bislang undenkbare Maßnahmen wie eine staatliche Anweisung zur Wiederaufnahme der Ammoniakproduktion Wir sind uns bewusst, dass dies ein drastischer Schritt und Eingriff in den Markt ist, der angesichts der dramatischen Situation aber unumgänglich ist. Andernfalls werden sich für die betroffenen Wirtschaftskreise „Dominoeffekte“ ergeben, die niemand mehr beherrschen kann und die zu unwiederbringlichen Marktverwerfungen mit Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten einhergehen werden.

In diesem Zusammenhang ist auch zu berücksichtigen, dass eine weitere Unterproduktion bzw. ein weiterer Stillstand der Düngemittelherstellung mittelfristig dramatische Auswirkungen für die Landwirtschaft und damit die Ernährungssicherheit nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland haben wird.

Vor diesem Hintergrund ist es für uns unverständlich, dass die Politik dieser Entwicklung bislang tatenlos zusieht. Schlüsselindustrien kann man in dem derzeitigen durch Russland initiierten Wirtschaftskrieg nicht nur sich selbst oder dem Markt überlassen, sondern muss seitens des Staates handeln, bevor es zu spät ist.

Mit freundlichen Grüßen

Detlef Projahn, Präsident

Roland Demleitner, Bundesgeschäftsführer