Ex-Manager Herbert Dörfler, der gekommen war, um einen Käufer zu finden, geht unverrichteter Dinge wieder von Bord. Stattdessen wird der junge Vertriebsleiter F. Abraham ins Feuer geschickt, der den Brunnen aus eigener Kraft wieder stabilisieren soll.
Die Alarmglocken schrillen in Ostwestfalen. 50%-Inhaber Dr. Paul Gehring, 92, und seine Nichten hatten sich lange schon zu einem Verkauf durchgerungen. Brunnen-Routinier Herbert Dörfler, 65, der außer für Volvic, Franken Brunnen, Vilsa und Rhönsprudel, auch schon mal für Christinen gearbeitet hatte, unterschrieb einen Neunmonatsvertrag.
Der große Deal gelang nicht. U.a. Alma sprang ab, andere trieben ein perfides Spiel. Namentlich die Edeka. Dort zeigte einerseits „Edeka-Loverboy“ (INSIDE 938) Dr. Markus Rammert von der Eigenmarken-Tochter Sonnländer Interesse an der hohen Schüttung von Christinen, während andererseits die Zentrale dem Brunnen plötzlich die Produktion von 80 Mio Litern Eigenmarke wegnahm. Im Markengeschäft fielen zuletzt ebenfalls 30 Mio Liter weg, da die Gehrings nicht in eine neue Tetra-Pak-Anlage investieren wollten, um auf die ab Juni verpflichtenden Tethered Caps umzurüsten. Dörfler verkaufte Carat an Vilsa und ging Anfang des Monats wieder von Bord.
Als neuer Alleingeschäftsführer des fast um die Hälfte seines 2022er Volumens geschrumpften Brunnens ließ sich nun der erst vor eineinhalb Jahren von Einbecker gekommene Vertriebsleiter Finn Abraham rekrutieren. Weniger aus Naivität. Sondern aus Abenteuerlust. Der Vollblutverkäufer glaubt, das Himmelfahrtskommando erfolgreich bestreiten zu können. Der 37-Jährige will den schlecht ausgelasteten und technisch veralteten Laden nun mit einem harten Kostenmanagement und dem Ausbau von vielversprechenden Einweg-Pflänzchen wieder in die Spur bringen. Zur Seite steht ihm dabei als neuer Teilzeit Controlling-Leiter Jochen Hemming. Der 62-Jährige, der früher auch schon mal bei Christinen arbeitete, ist hauptberuflich bei den Erkrather Quellen beschäftigt. Einem Unternehmen von Dr. Pauls Sohn Christian Gehring, der es bislang immer gemieden hat, in der Suppe seines Vaters herumzurühren.
Artikel aus Heft 949