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#924

Zeitenwende bei Paulaner: Und nun?

ZGM noch in der Schwebe

Der im Februar publik gewordene Griff des Weinriesen Le Grand Chais nach der drittgrößten deutschen Weinkellerei ZGM (Umsatz knapp 145 Millionen Euro) schwebt weiter.

Le Grand Chais hatte am 16. Februar die Übernahme beim Bundeskartellamt angemeldet. Das hat am 9. März grünes Licht gegeben. Doch noch immer scheint die Tinte nicht geflossen zu sein. ZGM wie auch die im französischen Petersbach beheimatete Le Grand Chais schweigen dazu (Redaktionsschluss Mittwoch). Die Weinkellerei ZGM, die viel exportiert und im Inland wenig Markengeschäft (Michel Schneider, Heinrich Lorch) hat, war in der Pandemie in Schieflage geraten wie im vergangenen Jahr der Wein- und Spiritutosenhändler Tophi, den Corona ins Aus trieb. Es gab mit diversen Interessenten Gespräche, wissen INSIDER. Doch die führten zu keinem Ergebnis. Kurz bevor ZGM „aufgeben“ musste, kam dann Le Grand Chais (zurück).

Joseph Helfrich und sein M&A-Mann, der Ex-Metro-Manager Matthias Schwunk sowie Vertriebsmann Francis Dieudonné (in Branchenkreisen das Trio infernale genannt) durchforsten die Märkte. Und kaufen zu – auch mal quasi privat ein kleines feines Weingut in Südafrika – wo immer es geht. Offenbar haben sie eine großzügige Bank an ihrer Seite, neben den Bimmerles aus dem Schwarzwald. Mit der Marke Grand Sud ist Le Grand Chais in Deutschland führend wie auch mit J.P Chenet, beides französische Marken. Der Umsatz der familiengeführten Weinfirma – auch die nächste Generation arbeitet schon fleißig mit – wird in Deutschland auf 1,3 Mrd Euro geschätzt bei einem Absatz von mehr als 500 Mio Flaschen.

INSIDER rechnen fest damit, dass sich der Weinmarkt weiter konsolidiert. Selbst große Brauereien wie Heineken beobachten den noch atomisierten Weinmarkt und kaufen zu – in Chile und Georgien etwa. In Deutschland ist der Weinmarkt im LEH im vergangenen Jahr um satte 10% geschrumpft. Bei einem Volumen von 1,3 Mrd sind das immerhin 130 Mio Flaschen. Weine unter drei Euro laufen auch bei Inflation und über 14 Euro bei denjenigen Kunden, die die Inflation nicht wirklich spüren. Probleme bekommen alle Mittelpreis-Marken. Eine Ausnahme ist Doppio passo (Eggers&Franke/Rotkäppchen-Mumm-Gruppe), die zum Regalpreis von 6,99 Euro (Aktion 4,99 Euro) weiter wächst und nach Schätzungen von INSIDERN mittlerweile in Deutschland auf 18 Mio Flaschen kommt.

Allen gemeinsam ist, dass es schwer ist, im Handel Preiserhöhungen durchzusetzen. Wer ein Markenportfolio hat – wie die von Michael, Stefan und Matthias Willkomm exzellent aufgestellte Weinkellerei Mertes – hat Variationsmöglichkeiten, die hilfreich sind. Größter Weinhändler in Deutschland ist noch Edekas Rheinberg Kellerei. Das würde sie auch knapp bleiben, wenn der Deal mit ZGM abgeschlossen wird.

Artikel aus INSIDE 924