Bei der Weinkellerei Zimmermann Graeff & Müller (ZGM), die mit Wirkung vom 26. April von Les Grands Chais de France (GCF) zu 100 Prozent übernommen wurde, sitzt laut INSIDERN Matthias Schwunk am Schalthebel.
Matthias Schwunk steuert in Zell an der Mittelmosel als Nummer 1 alles Kaufmännische. Er war von Anfang an (schon im Dezember 2021 liefen erste Gespräche) bei den Verhandlungen zu einer Übernahme dabei, die zwischenzeitlich pausierten. Marketing und Vertrieb liegt in Händen des schon kurz vor der Übernahme an Bord gekommenen Horst Hillesheim, der viele Jahre bei Schloss Wachenheim in Diensten stand und sich nach seiner Demission zunächst als Berater selbstständig machte. Für die Familie ist Frédéric Helfrich dabei, der Sohn von Le Grand Chais-Macher Joseph Helfrich, dessen Name ebenfalls im Impressum steht. Das Imperium ist mittlerweile so groß, dass fast alle, die mitmachen, mehrere Hüte aufhaben, auch Schwunk.
GCF kauft seit Jahren munter zu, außerhalb Deutschlands scheint sich gut Geld verdienen zu lassen mit Wein. Ein Fokus von Joseph Helfrich liegt derzeit unter anderem in Südafrika mit der Tochterfirma IWAYINI in Stellenbosch, mit Villieria Wein und Neethlinhof unter einem Dach. Ein Wettbewerber: „Unglaublich, was da aufgebaut wird.“
GCF hat ZGM (der Kaufpreis soll bei ca. 50 Mio Euro inkl. 45 Mio Schuldenübernahme gelegen haben) zunächst mit einer Kapitalerhöhung gestärkt. Die Weinkellerei soll ihr schon zuvor starkes und anders als das deutsche auch lukratives internationales Geschäft stärken. Eine Aufgabe für Hillesheim, der auch bei Wachenheim international unterwegs war. In der Branche grübeln INSIDER darüber, ob GCF neben dem neuen Standort ZGM in Zell auch den von HxM in Mainz-Hechenheim behält, einen ehemaligen Standort von Racke. Diesen Standort führt Frédéric Helfrich. Für die Helfrichs soll es bei den Standorten kein entweder oder geben. Beide sollen angeblich bleiben. Mit ZGM und HxM rückt GCF mit rund 140 Mio Flaschen an den führenden Weinvermarkter die Edeka Rheinbergkellerei heran.
Den Standort Mainz-Hechtsheim hatte GCF 2008 von Racke übernommen, der einst führenden Weinfirma Deutschlands mit 40 Mio Flaschen und 100 Mio Euro Umsatz und Marken wie Blanchet, Condorniu, Fuego und Viala. Racke steuerte damals auch ein breites Vertriebs-Portfolio, zu dem auch Yellow Trail Espiritu de Chile oder Golden Kaan gehörte. Mainz-Hechtsheim war der Produktionsstandort von Amselfelder und Bongeronde mit 60 Mitarbeitern neben dem Hauptsitz in Bingen am Rhein, wo weitere 140 Menschen arbeiteten. Damals war GCF schon einer der Großen, allerdings vor allem im französischen Weingeschäft.
Joseph Helfrich, der ehedem mit 5.000 Franc im elsässischen Petersberg begann, hat einen Milliarden-Weinkonzern geschaffen, in dem die ganze Familie – seine Frau, Tochter, Sohn, Schwiegertochter – mitarbeiten. Das Tempo der Zukäufe sollen die Mitgesellschafter, die Familie Bimmerle aus dem Schwarzwald, die groß im Spirituosen-Eigenmarken-Geschäft ist, schon seit einiger Zeit nicht mehr mitgehen. Deren Anteil, einst sehr hoch, sei deutlich geschrumpft.
Artikel aus INSIDE 927