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#921

Zäsur: Politik schränkt Werbung ein

Krake Le Grand Chais über ZGM

Die Weinkellerei Zimmermann-Graeff (ZGM) in Zell an der Mosel wird wohl an Europas größten Weinerzeuger Les Grands Chais de France gehen. Vorausgesetzt, die ZGM-Gesellschafter und der Weinriese werden sich über wesentliche Punkte einig.

Das Thema wird intern noch heruntergespielt. Es gebe Gespräche, aber weiter noch ist nichts fix. Les Grands Chais de France, an der seit 1988 der deutsche Spirituosenhersteller Bimmerle beteiligt ist, ist ein Wein-Abfüllriese und Europa und der Welt mit 500 Millionen Flaschen und einem Umsatz von 1,3 Mrd. Euro. Schon allein deshalb muss eine Übernahme beim Kartellamt angemeldet werden. Viele Alternativen gibt es für ZGM nicht, meinen INSIDER. Die Lage ist mehr als kompliziert.

Es steht nicht gut um den Stillwein-Produzenten, mit 144,5 Mio Euro drittgrößte Kellerei in Deutschland, die noch von der Ururenkelin des Gründers Tina Schiemann geleitet wird. Das ist nicht erst seit dem Ausbruch des Krieges und die infolge gestiegenen Kosten für Glas oder Energie. Dass die Weinkellerei in einer ernsten Lage ist, fußt auf Entscheidungen, die vor gut zehn Jahren getroffen wurden. Damals wurde hoch investiert, eine neue Verwaltung gebaut und später auch ein Hochregallager. Geplant waren große Mengen. Damit hat sich die Kellerei, die lange Zeit gut lief, in ein Haifischbecken begeben, in dem es auch ganz große Tiere gibt, wie Le Grand Chais. Ein Kampf, der schwer zu gewinnen war.

Anfangs lief es noch. Dann gingen einige Mitarbeiter. So Holger Meier, der das Auslandsgechäft erfolgreich steuerte. Meier wechselte ausgerechnet zu Le Grand Chais. Mit ihm der China-Experte, auch zu Le Grand Chais. Im Ausland gab es lukrative Aufträge. Die gingen irgendwann teilweise flöten, auch wenn der Auslandsanteil weiter bei 50% liegt. Das im Gegenzug wegen der Auslastung größer gewordene margenschwache Mengengeschäft wurde immer unappetitlicher. Dominik Hübinger, auch ein Ururenkel des Gründers, verließ die Firma vor ein paar Jahren. Dann kam Herbert Dörfler, der die Firma schon Ende 2021 wieder verließ. Den Vertrieb nahm Tina Schiemann huckepack in einem Jahr, in dem die Gespräche mit dem Handel auch für erfahrene Vertriebsprofis, vorsichtig formuliert, erschöpfend waren. Spät, erst im Januar dieses Jahres, kam Ex-Wachenheim-Vorstand Horst Hillesheim an Bord, der sich derzeit noch einarbeitet. Er soll laut INSIDERN erst im Dezember gefragt worden sein. Da standen die Ampeln schon auf rot.

Die ZGM-Bilanz 2022 dürfte unschön werden. INSIDER raunen, die Firma sei je nach Auslegung der Zahlen (Eigenkapital, Liquidität) in allerhöchsten Nöten gewesen. Dass Le Grand Chais Probleme vom Kartellamt bekommt, ist nicht abzusehen. Der Weinmarkt ist atomisiert. Möglicherweise gäbe es kosmetische Korrekturen. Wenn der Deal scheitert, dann nicht an Herrn Mundt.

Artikel aus INSIDE 921