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#939

Der Schatz vom Silbersee

Chinesen machen Druck: Plagiat, nächster Step

Welche Dose ist die deutsche, welche das Plagiat? Immerhin war die Grafikabteilung der Chinesen (re.) so schlau, „German Style“ und „Craft Beer“ zu googeln

Chinesische Bier-Importeure werden immer dreister. Oettingers früherer International-Chef Jan-Peter Stölken erlebt es gerade am eigenen Leib – womöglich nur der Auftakt einer für Exporteure äußerst unangenehmen Plagiatswelle.

Seit 2017 ist der frühere Mitgesellschafter von Oettingers Auslands-Aktivitäten (International, 5.0) – und Best Buddy von Dirk KollmarJan-Peter Stölken mit einer eigenen, weiterhin von Oettinger produzierten Markenfamilie unterwegs. INSIDER verorten Jan-Peter Stölkens (in dessen Firma Reepbana stationierte) Marken Stangen und Reeper B. bei gesamt etwa 65.000 hl. Zwei Drittel davon dürften auf Stangen entfallen, wiederum 10.000 hl davon, v.a. „weiss bier“, exportiert Stölken über den langjährigen Oettinger-Importeur nach China. Bzw.: exportierte.

Mit der Zusammenarbeit war offenkundig Schluss, als Stölken, so INSIDER, einen geforderten zehnprozentigen Preisnachlass nicht mitging. Schlimmer noch: Weil die Chinesen auf Stangen nicht verzichten wollen, machen sie es eben selbst. Zumindest auf die Grafikabteilung der Chinesen war dabei Verlass: Die chinesische Stangen-Dose ähnelt dem Original noch mehr als die von INSIDE (Ausgabe 928) im Juni reportierten Plagiate anderer deutscher Brauereien („Liebesgrüße aus Shandong“). Konnte man die Story (betroffen u.a. Kaiserdom, Erdinger) aber seinerzeit noch mit Wohlwollen zu einer Art Referenz gegenüber deutschen Traditionsmarken hochdichten, geht der Fall Stölken/Stangen einen Schritt weiter. Das Plagiat liest sich wie eine Strafaktion – und ist es wohl auch.

Den deutschen Wettbewerb um die immer schlechter bezahlten Export-Hektos nach China versetzt die Causa Stangen endgültig in Alarmbereitschaft. Schon jetzt drücken chinesische Einkäufer die Preise, wie und wo es nur geht. Bei kolportierten Preisen von 50 Euro/hl und drunter steigen die meisten Anbieter aus; Marke ist den Chinesen bis auf wenige Ausnahmen (Paulaner, Erdinger) ohnehin fast egal, die Menge macht‘s. Und zur Not eben auch der chinesische Brauer vor Ort. Wie lange werden die offenbar immer noch mit besagtem Importeur verbandelte Oettinger Braugruppe, vor allem aber die Billigheimer der TCB (Frankfurter Brauhaus) den eigenen China-Kurs noch durchhalten?

Russland mit Schmerzen: Was, wenn Chestny Znack zum Fallbeil der Branche wird?

Neues auch von den Aktivitäten der Branche in Russland: Wer dorthin Bier exportieren will, muss Flaschen und Dosen spätestens per 15. Januar 2024 mit individuellen QR-Codes ausstatten (INSIDE 894), die vom russischen Chestny Znak-System ausgestellt werden. Investitionssumme für Anlagen, die alle Gebinde individuell markieren (auf dem Deckel oder auf dem Etikett): mindestens  eine Mio Euro.

Soviel Geld für einen in Kriegszeiten extrem volatilen Exportmarkt? Wie INSIDER berichten, soll sich bislang nur TCB eine solche Maschine angeschafft haben, womöglich bald auch Oettinger (mindestens 700.000 hl nach Russland). Und der Rest vom Schützenfest? Wird sich weiter auf verschwiegene Kanäle verlassen müssen, so verschwiegen, dass keiner weiß, was am Ende wo ankommt. Leider auch nicht die Brauer selbst. 

 

 

Artikel aus INSIDE 939