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#897

AB Inbev sondiert wieder: Grabbelkiste Deutschland

Russen-Wodka: Handel listet aus

Quelle: NielsenIQ Absatz 2021

Von Wodka bis Zupfkuchen listet der Handel derzeit russische Produkte aus. Wodka steht für 90% der russischen Spirituosen in Deutschland mit einer Jahresmenge von schätzungsweise acht Mio Flaschen. Unter den großen Marken trifft es zwei in Russland produzierte – Russian Standard und Moskowskaya.

„Es ist Putins Krieg, nicht Russlands“ hat der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung kurz nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine gesagt. Wie auch immer das interpretiert werden muss: In den Regalen der deutschen Lebenshändler wird russische Ware aus den Regalen geräumt. Bei den nicht unbedeutenden russischen Handelsketten werden russische Waren weiter angeboten, zumindest solange es Ware gibt. Umgekehrt stellen auch große Hersteller die Lieferung nach Russland ein.

Andere Händler – wie bis zu Redaktionsschluss die Handelsketten Globus und Real – lassen russische Produkte in den Regalen. Globus betreibt ein Geschäft in Russland. Real gehört dem russischen Finanzinvestor SCP. Während die in Deutschland produzierten Wodkas in den Regalen bleiben, darf sich Roustam Tariko u.a.mit seiner Hauptmarke Russian Standard nach einem Jahr mit zweistelligem Wachstum im deutschen LEH auf Rückgänge einstellen. Noch bedeutender als das deutsche Geschäft ist für Tariko Großbritannien. Dort wurde laut INSIDERN ebenfalls großflächig ausgeräumt von Tesco & Co. Zweiter potenzieller Verlier ist Moskowskaya von Amber Beverages. Auf den hinteren Rängen noch Stolynacha.

Ob das von Dauer bleibt, ist ungewiss. Der Nachschub würde ohnehin stoppen. Abgesagt wurden sofort Promotion-Aktionen der russischen Wodka-Marken. Beim Discounter Lidl war eine wohl nicht mehr zu stoppen. Dort gab es nach Kriegsbeginn noch eine Aktion mit Beluga Noble Russian Wodka. Die Aktionen werden langfristig geplant. Lidl hat dann durchgezogen.

Promotionaktionen wurden ansonsten, so ein INSIDER, komplett abgesagt und werden nun andernorts angeboten. Wer gefragt wird, dürfte die Chance ergreifen. Bislang gibt es bis auf einzelnen Ausnahme viel Bedacht beim geforderten Kopfnicken, um nicht in den Verdacht zu geraten, die Situation auszunutzen. Aber auch aus anderen Gründen. Ein INSIDER: „Das fällt uns dann in zwei Jahren auf die Füße“. Zu dem ist Diageos Wodka Smirnoff ein abschreckendes Beispiel. Die Aktionsfrequenz der Marke war vor einigen Jahren deutlich gestiegen. Das Ergebnis war der Absturz der einst großen Marke.

In der Gastronomie, wo Russian Standard durchaus bedeutend ist, gibt es andere Töne. Dort wird auch gefordert, „jetzt kein Feindbild aufzubauen“. Denn, so wird argumentiert, „es gibt auch viele Russen, die trotz massiver Strafen auf die Straße gehen“. Putin ist nicht Russland. Puschkin allerdings auch nicht. Weil auch Puschkin ist nicht russisch.