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#923

Splendid holt Gf: Nachschub für Thiel

Pfand-Leuchtrakete von Priller: Klappt‘s diesmal?

Erneuter Pfand-Vorstoß: Sebastian Priller

Fünf Jahre nach dem letztlich erfolglosen Vorstoß der Privaten Brauer in Sachen Pfanderhöhung stoßen Riegele-Chef Priller und Fritz-Kola-Lenker Mirco Wolf Wiegert das alte Thema neu an: Die Erhöhung  soll schnell gehen und drastisch ausfallen.

Sebastian Priller nutzte am 22.3. zur Gesellschafterversammlung der Freien Brauer in Augsburg sein Heimspiel und stellte folgenden Hammer vor: Stichtag 1.2.2024, Flaschenpfand 25 Cent, Kistenpfand 5 Euro – bestenfalls für die ganze Getränkebranche. Macht 10 Euro Pfand statt 3,10 Euro pro Kasten 20x0,5 l – das sitzt. Dennoch kam aus dem Kreis der Freien Brauer Zustimmung. Anders als vor fünf Jahren ist der Druck im Kessel mittlerweile enorm. Extreme Energiekosten vernageln die Kalkulation bei Flaschen und Kästen, die mittlerweile ein Vielfaches des Pfandwertes kosten. Der 1. Februar als angepeilter Stichtag fiele in eine Absatzdelle. Es bliebe genug Zeit, um die Bilanzen der Brauereien entsprechend „rund zu schleifen“. Denn die wären massiv beeinträchtigt.

Ab Stichtag müssten die Pfandrückstellungen entsprechend erhöht werden. Priller lässt die Hosen runter: Im Fall der Brauerei Riegele mit ihren rund 300.000 hl Bier und AfG würde das nur für Flaschen gut 2,5 Mio Euro ausmachen, bei der Annahme, zum Stichtag wären 50% der knapp 30 Mio Flaschen im Markt. In Summe lägen die bilanziellen Einmalkosten allein für die deutschen Brauer wohl im hohen dreistelligen Mio-Bereich, rechnen Experten vor. Nach den schwierigen vergangenen Jahren ginge das für die einen an die Substanz, für andere aber eröffnet sich so die Möglichkeit, Ertragssteuern zu vermeiden.

Damit ließen sich die zu erwartenden Umstellungskosten abfedern. Denn die Große Unbekannte ist, in welchem Umfang Verbraucher und Handel vor dem Stichtag Leergut horten. Befürworter argumentieren, die Verluste würden ohnehin auf Dauer bei weitem überkompensiert, wenn die Industrie bei jedem Neukauf einer Flasche statt 22 Cent nur noch 5 Cent draufzahlt (angenommener Flaschen-Einkaufspreis: 30 Cent). Kritiker warnen, dass die Lücke zwischen Pfandsatz und Einkaufspreis zu gering sei und bei einem sinkenden Glaspreis ein Anreiz zum Neuglas-Kauf gesetzt würde. Das Mehrweg-System wäre ad absurdum geführt.  Sind 25 Cent also zu viel?

Worst Case wäre aus Prillers Sicht dagegen eine andauernde Tatenlosigkeit: „Ich kriege zurzeit etliche Mails von Herstellern, die eine Pfanderhöhung sonst alleine durchziehen wollen – mit Individualflaschen. Das würde ein Chaos beim Sortieren und den Pfandsätzen verursachen. Außerdem beliefere ich jetzt schon manche Kundengruppen stark eingeschränkt, weil das Leergut nicht zurückkommt.“ Besser distribuierte nationale Biermarken dürften freilich eine andere Rechnung (mit deutlich weniger Flaschenverlusten) aufmachen als Priller - oder auch Mirco Wolf Wiegert, der das Ziel 25 Cent für Fritz-Kola jüngst auch ausgegeben hat. Oliver Schwegmann, Vorstand bei Mio Mio-Einzelgänger Berentzen, stimmte sofort mit ein.

Priller sieht auf LEH und GFGH kaum Mehrkosten zukommen. Der Handel kaufe pfandtechnisch so bei den Herstellern ein, wie er auch an die Kunden rausverkauft, sprich: ein Nullsummenspiel. Das Leergut auf den Höfen von LEH und GFGH werde sogar mehr wert. Die Lagerbestände würden buchhalterisch aufgewertet. GFGH-Chef Dirk Reinsberg lässt das so nicht stehen: „Wir begrüßen, dass die Industrie erstmals klar sagt, dass sie die Gesamtlast tragen würde. Nichtsdestotrotz bräuchten LEH und GFGH kurzfristig mehr Liquidität, denn sie müssten pro Kiste plötzlich 6,90 Euro mehr Pfand ausbezahlen.“ Die Zwischenfinanzierung müsse gesichert sein. Auch danach könne der höhere Pfandwert, den GFGHs und Streckenlogistiker nicht sofort zurückbekommen, zu Liquiditätsengpässen, vor allem im Spätsommer, führen. LEH-INSIDER deuten an, dass das Vorhaben an ihnen nicht scheitern würde, wenn alle an Bord sind – eine Verdreifachung auf 25 Cent ohne Zwischenschritte löst aber Skepsis aus. Weitere Sorgen: Das wertvollere Leergut könnte Diebstähle nach sich ziehen. Vor allem aber: Das Preisbild für Verbraucher würde sich, auch im Vergleich zu Einweg, massiv verändern. Reinsberg sagt trotzdem: „Wenn man uns fragt, was bisher nicht passiert ist, sitzen wir am Tisch.“

Priller möchte eine zeitnahe Abfrage innerhalb der Verbände (Deutscher Brauer-Bund, Private Brauer, GDB, VDM, VdF, etc.). INSIDER wissen: Dort sind interne Pfand-Debatten bereits anberaumt. 

Artikel aus INSIDE 923