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#930

Biermarken-Ranking 1. Halbjahr: Wer sind die Gewinner?

Malzmarkt: Volle Konzentration voraus

Zwei Mega-Übernahmen auf dem internationalen Malzmarkt lassen für die Braubranche wenig  Entspannung erwarten. Die Marktmacht der ohnehin schon dominanten Konzerne wird immer größer. Für die mittelständische deutsche Malzindustrie ist das kein gutes Omen.

Der fetteste Deal wurde vergangene Woche publik, als Malteries Soufflet, eine Tochtergesellschaft des französischen Agrarunternehmens InVivo, ihre Absicht erklärte, die australische United Malt Group (UMG) für rund eine Mrd US-Dollar (910 Mio Euro) zu erwerben. INSIDE hatte über das im Geheimen verhandelte Projekt bereits im März berichtet (Ausgabe 923). Kommt das Geschäft zustande, verfügt das künftige Unternehmen über 40 Verarbeitungsbetriebe mit einer jährlichen Gesamtkapazität von 3,62 Mio Tonnen Malz, deutlich vor der derzeitigen Nummer eins, Boortmalt, mit etwa drei Mio Tonnen Malz pro Jahr, und Malteurop mit etwa 2,3 Mio Tonnen.

Nur wenige Tage später wurde Ragleth Limited, Muttergesellschaft von Anglia Maltings Holdings (AMH), die wiederum Großbritanniens größtes unabhängiges Mälzereiunternehmen Crisp Malting betreibt, an Richardson Malting (UK), eine Tochtergesellschaft von Richardson International, verkauft. AMH betreibt insgesamt sieben Malzanlagen in Großbritannien, Polen und Deutschland. Das Investorenmodell AMH gilt als lukrativ, die jährliche Mälzkapazität liegt bei 440.000 Tonnen, viele davon Spezialmalze für die Whiskeyproduktion. 2016 übernahm das Unternehmen via Crisp Tivoli Malz, das eine Mälzerei mit einer Kapazität von 110.000 Tonnen in Hamburg betreibt, und Globalmalt Polska mit einer 75.000 Tonnen-Mälzerei in Bydgoszcz, Polen.

Inwieweit der deutsche Biermarkt davon betroffen ist, lässt sich laut INSIDERN noch nicht absehen. Die diesjährige Gerstenernte gilt als schwierig, der Preisdruck ohnehin als hoch. Andererseits sinkt aber die Bierproduktion weiter. Der Deal InVivo-United Malt dürfte sich nicht zuletzt auf deutsche Lieferanten von Spezialmalzen auswirken: Neben dem eigentlichen Malzgeschäft betreibt UMG auch eigene Malzlieferanten für Craft-Brauer, darunter neben Cryer Malt in Australien  und Brewers Select in Großbritannien auch die Country Malt Group in den USA, die selbst bislang deutsche Spezialmalze importiert, u.a. Palatia Malz mit Bestmalz.

Womöglich konsolidiert sich der bislang auch noch mittelständische Malzmarkt in Deutschland aber auch selbst. Die horrenden Energie- und Rohstoffpreise, behördliche Auflagen zur Lebensmittel- und Arbeitssicherheit, teure Logistik an schwierigen Standorten, ausgetrocknete Wasserwege im Sommer und der Fachkräftemangel fressen die ohnehin schon dünnen Erlöse weg. Hinzu kommt der Rückgang der malzintensiven Craftbier-Mengen in den den USA. Laut Branchenexperten ist die Auslastung der Malzanlagen in den Industrieländern auch wegen technischer Probleme und eines hohen Investitionsstaus mittlerweile  bis zu 90 % abgesackt. Ein INSIDER: „Sowas schaffen dann nur noch die ganz Großen“.       

Artikel aus INSIDE 930