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#940

Steffis Geist in der Flasche

Koblenzer Brauerei: Ende mit Zocken

Schichtende am Rhein: Christian Seitz

Die Insolvenz der Koblenzer Brauerei hinterlässt keine guten Vibes: Angesichts der Eigentümerlage steht nicht zu erwarten, dass dort jemals wieder in großem Stil Bier gebraut wird. Das war´s dann wohl mit der Fabrik am Rhein. War ja auch zu schön zum Arbeiten.

Die Genehmigung zum Bau eines Hochhauses in solcher Lage direkt am Rhein bekäme heute wohl niemand mehr; das muss dem Sonthofener Immobilien-Investor Christian Seitz, 56, 2018 klar geworden sein, als er zusammen mit Oleg Schumacher die Trutzburg der früheren Königsbacher AG übernahm. Inwieweit der Niedergang der Brauerei (der aus Teilen der Belegschaft der Geschäftsführung angelastet wird) überhaupt vermieden hätte werden sollen, bleibt dahingestellt. Seitz gilt in der Branche als Mann, der zupackt – erst recht, wenn es darum geht, eigene Immobilienprojekte zu entwickeln. Er durfte zusehen, wie die Brauerei sukzessive die Produktion runterfuhr.

INSIDER verorten die Eigenmarke Koblenzer noch bei 30.000 hl (v.a. Koblenzer Bräu in der Stubbi-Flasche), die Lohnbrauaufträge für die Bitburger-Marken Königsbacher und Nette bei rund 35.000 hl bzw. 15.000 hl. Der mutmaßliche Heilsbringer aber, Seitz‘ Hellbier-Version von Neuschwansteiner, vermochte die in ihn gesetzten Absatzerwartungen (ursprünglich sollen dafür intern von der Gf mal bis zu 70.000 hl projektiert worden sein, inzwischen sind es maximal 15.000 hl) nicht erfüllt haben. Zudem braucht Neuschwansteiner aus rechtlichen Gründen zumindest einen bayerischen Absender – und wird deshalb bei Christian Meiers Spessart-Brauerei in Kreuzwertheim gebraut. Womöglich besser so: Intern wurden immer wieder Gerüchte laut, dass wegen Qualitätsschwankungen die Bitburger-Marken Königsbacher und Nette auch hin und wieder bei Königshof gebraut und abgefüllt wurden (was nicht verhinderte, dass die regionale Billigmarke Königshof mitunter für eine Zweitmarke von Königsbacher erachtet wurde).

1993 hatte der damalige Karlsberg-Boss Dr. Richard Weber die eine Mio hl große Königsbacher AG erworben; 2010 kaufte ihm Bitburger die beiden zusammen noch 170.000 hl Marken Königsbacher und Nette ab; Weber behielt aber den Lohnbrauvertrag. Da hatte das Haus nur noch 800.000 hl Kapazität. Anfang 2012 verkaufte Weber an den Ex-Königsbacher-VKL Egon Heckmann und die Anwältin Isabell Schulte-Wissermann. Letztere zog sich schon 2013 wieder aus dem Geschäft zurück (INSIDE 681) – da pumpte die Bierfabrik am Rhein nur noch maximal 350.000 hl aus ihren Kesseln. Es übernahm Dr. Hans-Achim Daschmann, bis dato Heckmanns 50:50-Partner beim Rhenser Mineralbrunnen (den die beiden 2015 für kolportierte 45 Mio Euro an die Schäff-Gruppe vertickten – INSIDE 738).

2018 übernahmen Seitz und der Münchner Investor Schumacher. Die Gf mit Thomas Beer und Jörn Metzler bleibt die gleiche. Seitz ist heute zu knapp 75% an der Koblenzer Brauerei GmbH beteiligt, ebenso an der Koblenzer Brauerei Immobilien-GmbH. Die schönen Immobilien – darunter das Hochhaus, für das angeblich trotz rechtlicher Widerstände immer noch Hotel-Pläne gehegt werden – gehören schon mal nicht dazu. Für den vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Alexander Jüchser, Koblenz, ein knochenharter Job. Am Ende wird wohl nur um die von Heckmann erfundene Marke Koblenzer gezockt werden. Um die rund 40 Angestellten der Brauerei dann eher nicht mehr.      

Artikel aus INSIDE 940