Illustre Entwicklung: Ein Hotelier kauft erst eine geschlossene Brauerei (die er nicht wieder eröffnet). Dann eine zweite (die er schließt). Und nun beteiligt sich Alexander Fitz offenbar an der Gräflich zu Stolberg‘sche Brauerei Westheim. Allersheim hingegen ist Geschichte. Ein trauriges Ende.
Alexander Fitz, Chef der H-Hotels AG mit 60 Hotels in Deutschland und der Schweiz, hatte 2019 das Jahre zuvor von Andreas und Dirk Brühne geschlossene Hofbrauhaus Arolsen übernommen – schon damals beraten u.a. von Bolten-Bräu Michael Hollmann. Der Neubau in Arolsen kam freilich auch deshalb nie in Gang, weil Fitz 2021 mehrheitlich bei der Oetker-Tochter Allersheim in Holzminden einstieg (und seinen Anteil dort bis heute auf rund 90% erhöhte). Chef des Verwaltungsrates dort: Hollmann, der mit Bolten mindestens die Arolser Bügel-Biere abfüllte, vermutlich auch das Bügelsegment aus Allersheim.
Die zuletzt 60.000 hl große Brauerei – davon mindestens 30.000 hl Gutsherren Pils für den Streckenverleger WGH – produzierte seit 2013 schon Arolser Bier. Damit ist nun bald Schluss. Dass es vor Ort in Holzminden einen enormen Investitionsstau gibt – manche sprechen von bis zu 6 Mio Euro –, war 2020 womöglich dem Oetker-Konzern aufgefallen, nicht aber dem von Hollmann beratenen Fitz. Dieser zog nun die Reißleine. Bis Spätsommer wird Allersheim eingedampft und zugesperrt, in Holzminden sollen noch Reste der Logistik erhalten bleiben. Marke und Produktion wandern zur 75 km entfernten, ebenfalls etwa 60.000 hl großen Brauerei Westheim, rüber. Wie es heißt, beteiligt sich Hotelier Fitz über eine Kapitalerhöhung an der Gräflich zu Stolberg‘sche Brauerei Westheim GmbH. Dafür rückt sein bisheriger Gf Dirk Brüninghaus bei Westheim neben Inhaber Moritz Freiherr von Twickel in die Geschäftsführung ein. Grundstücke und Immobilien bleiben in einer von Twickel allein gehaltenen Besitzgesellschaft.
Allersheim wie Westheim waren von den Auswirkungen der Corona-Zeit hart getroffen. Allersheim schloss 2021 laut Bundesanzeiger mit einem Jahresfehlbetrag von gut 600.000 Euro ab, Twickels Brauerei Westheim lag seinerzeit mit rund 500.000 Euro im Minus. Angesichts der jetzt notwendigen Investitionen in Anlagen und Personal kann Twickel frisches Fitz-Kapital womöglich gut gebrauchen.