Wie viel verdienen Vertriebler in der Getränkebranche? Welche Faktoren spielen neben der Position eine Rolle? Und schlagen die seit Jahrzehnten rückläufigen (Bier-)Absätze auf die Konten durch? Headhunter berichten.
Die Bier-Inlandsabsätze sind zwar in den vergangenen 30 Jahren von über 100 Mio hl jährlich auf 72,3 Mio hl im Jahr 2022 gesunken – für die Real-Löhne der Vertriebler gilt das allerdings nicht. Ein Headhunter sagt: „Die Gehälter haben sich diametral zu den Absatzmengen entwickelt – anders als in anderen kriselnden Branchen.“ Die nebenstehende Tabelle zeigt die – teils sehr großen – Gehaltsspannen für die jeweiligen Positionen in der deutschen Getränkebranche. Doch wovon hängt es ab, ob beispielsweise ein Außendienstler 40.000 oder 70.000 Euro verdient?
Wer zahlt wie viel? Ein Überblick
Recruiting-INSIDER nennen als wichtigsten Faktor die Größe des Unternehmens nach Umsatz und Ergebnis – je größer, desto höher die Löhne. Die 40.000 Euro Startgehalt gebe es bei Brauereien bis 50.000 hl, große Mittelständler um 500.000 bis eine Mio hl zahlen demnach rund 60.000 Euro auf der untersten Stufe, die großen Pilsbrauer (an die Altvorderen) ganz vereinzelt sogar noch mehr als die angegebenen 70.000 Euro. So setze sich die Spanne auf den weiteren Ebenen fort.
Bei den Vertriebs-Geschäftsführern geht diese am weitesten auseinander. An einer Hand abzuzählen und vorrangig im Westen der Republik zu finden sind dabei laut INSIDERN diejenigen, die zwischen 600.000 und 750.000 Euro verdienen. Es folgen Schätzungen zufolge die Deutschland-Chefs der internationalen Braukonzerne wie AB Inbev (Michel Pepa) mit 400.000 bis 600.000 Euro und große mittelständische Brauereien (300.000 bis 450.000 Euro). Bei Brunnen und Saftproduzenten fallen die Gehälter auf allen Ebenen moderater aus als beim Bier, heißt es.
Mit Studium und Momentum nach oben
Es kommt aber nicht nur auf die Größe an, sondern unter anderem auch auf die Berufserfahrung: Je mehr Jahre auf der Uhr, desto besser die Bezahlung. Ebenfalls einkommenssteigernd sind demnach die Ausbildung sowie „Kenntnisse aller Art“. In den vergangenen Jahren gab es laut INSIDERN eine entscheidende Veränderung: Ohne Uni-Abschluss bleiben die Türen zu den Chefetagen mittlerweile vernagelt. Ein Headhunter: „Mit Realschulabschluss in die obere Führungsebene – das ist so gut wie unmöglich geworden.“
Beim Gehalt spielt obendrein der Standort eine Rolle – in München ist deutlich mehr zu holen als in strukturschwachen Regionen Deutschlands. Ein weiterer Faktor, der nicht zu beeinflussen ist bei der Karriere, aber laut Recruitern zu den bedeutendsten zählt, ist das Glück. Ein INSIDER sagt: „Auf eine Gf-Position kann man mit guter Ausbildung und Ehrgeiz durchaus geplant hinarbeiten. Aber wann und wo das klappt und zu welchen Bezügen, ist sehr häufig vom Momentum abhängig.“ Generell gelte in den meisten Fällen im Vertrieb: Rund 90% der Bezüge sind fix, etwa 10% variabler Anteil – je nach Unternehmenskultur als obligatorisch ausgezahlte „Bauchprämie“ oder tatsächlich als stark erfolgsabhängige Summe.
Artikel aus INSIDE 928