Noch kein INSIDER?

JETZT ZUGANG SICHERN!

Wählen Sie Ihre Anmeldeoption.

Schnell und unkompliziert INSIDER werden!

Weiter

Print-Ausgabe

#937

Mission failed: Pepsi halbiert Umsatz

Weniger von allem: Pepsis Fehlzündung

PepsiCo will in Europa und damit auch in Deutschland die Strukturen vereinfachen und Komplexitäten abbauen. Betroffen ist davon offenbar auch der bisherige Abfüller Refresco. Die ausgerufene „Mission One“ ist bereits auf halber Strecke gescheitert

Letzte Woche Dienstag fand bei PepsiCo Deutschland ein inhaltlich bemerkenswertes Meeting statt. Laut INSIDERN stellte dort Sashko Morokhovskyi, Chef der Supply Chain DACH, mit stolzgeschwellter Brust der Belegschaft die neue OTIF-Kennzahl vor. Diese liege jetzt bei 100%. In der Logistik ist OTIF (On Time In Full) eine relevante Kennzahl, die Auskunft über die Liefertreue eines Lieferanten gibt. Der mit großem Selbstbewusstsein ausgestattete Morokhovskyi ließ sich laut Augenzeugen dafür feiern. Schließlich habe die Lieferfähigkeit bei seinem Vorgänger Cihan Topcu nur 50% betragen. Die Kennzahl isoliert betrachtet, gibt ihm also Recht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Morokhovskyi heute wesentlich weniger Kunden mit weniger Produkten beliefern muss.

Konzentration auf Kerngeschäft

Die Edeka, die INSIDERN zufolge etwa 50% des Absatzes ausgemacht hat, ist nach geplatzten Verhandlungen rund um die aufgerufene Preiserhöhung auf unabsehbare Zeit kein Kunde mehr. Aldi und Kaufland haben PepsiCo ebenfalls aussortiert. Als relevante Bezieher gelten nur noch Lidl und Rewe/Penny sowie der Fachhandel. Zugleich wurde das Sortiment gestrafft. Nachdem bereits Anfang des Jahres die einst 200 Mio Füllungen große Saftmarke Punica offiziell vom Markt genommen wurde (INSIDE 921), werden nun offenbar auch die Randsorten, Pepsis Flavour-Varianten sowie die Orangenlimo Mirinda, gestrichen. Obendrein wird Pepsi Light geopfert, um Mischpaletten zu verhindern.

Der Fokus auf Pepsi Zero Zucker spart weitere Kosten. Gerüchten zufolge soll sogar die normale Pepsi zu einer „Billig-Pepsi“ (mit Süßstoff versetzt) mutieren. Die Einsparungen ziehen sich durchs gesamte Getränkesortiment bis zum Energy Drink Rockstar. Diesen gibt es, so berichten INSIDER, künftig nur noch in der Standard-Range. Die Strategie der Simplifizierung wird offensichtlich konsequent umgesetzt. Positiver Nebeneffekt: Das ohnehin auf einen geringen einstelligen Millionen-Betrag zusammengestrichene Werbebudget wird weniger strapaziert.

Mission One vorzeitig gescheitert

Die mit der Sortimentsbereinigung verbundenen Umsatzeinbrüche – geschenkt. Deutschland ist für das Wohl des US-Konzerns, der im dritten Quartal 2023 die Erlöse um fast 7% auf umgerechnet knapp 22,3 Mrd Euro gesteigert hat, wenig entscheidend. Dabei hatte Deutschland-Chef Torben Nielsen kurz nach seinem Amtsantritt 2021 für die DACH-Region noch die „Mission One“ ausgerufen, wollte bis 2026 die 1-Milliarden-Marke beim Umsatz knacken.

Die bekannten Auslistungen wirkten sich auf das Pepsi Space Shuttle jedoch wie ein Triebwerkschaden aus, der die Mission schon auf halben Weg scheitern ließ. Die Umsätze von 650 Mio Euro (2020) dürften bis Ende dieses Jahres in etwa halbiert sein. Torben Nielsen fliegt auf seiner Mission One – von Pepsi-INSIDERN längst verunglimpft als „Mission failed“ – mittlerweile ziemlich alleine. Vor allem nachdem Ende Juni Nordeuropa-Chef Wim Destoop den Konzern nach 24 Jahren überraschend verlassen hat. Destoop galt als wichtiges Bindeglied zwischen Deutschland und der Zentrale in den USA. Inwieweit für seinen Nachfolger Bogdan Savin der deutsche Markt eine Rolle spielt, wird sich zeigen. Davon dürfte auch abhängig sein, welcher Bedeutung dem Sales Team von Verkaufschef Alexander Köpf künftig noch beigemessen wird.     

Abschied von Refresco?

Die neue Strategie der Simplifizierung hat noch an anderer Stelle weitgehende Folgen. So soll Morokhovskyi vor versammelter Mannschaft angekündigt haben, dass der Vertrag mit Co-Packer Refresco nicht über das Jahresende hinaus verlängert wird. Angeblich will PepsiCo so auch in weiteren Nordeuropa Units verfahren. Der konkrete Plan für Deutschland: PepsiCo bündelt das auf etwa 350 Mio Liter zusammengeschrumpfte Volumen im eigenen Werk in Nieder-Roden. Dorthin wurde zuvor auch bereits die Lipton-Linie verlegt. Die Refresco-Standorte Calvörde und Löhne würden obsolet, aus Erftstadt hat sich Pepsi schon länger zurückgezogen.

Eine komplette Abkehr von Refresco kommt selbst für Pepsi-INSIDER überraschend. Doch dem Management soll das dominante Auftreten und die geringe Flexibilität schon länger ein Dorn im Auge gewesen sein. Refres­co teilte auf INSIDE-Nachfrage mit, dass zum „aktuellen Zeitpunkt keine Informationen zu diesem Sachverhalt“ mitgeteilt werden könnten.

Stute kein Rockstar mehr

Auch Lohnfüller Stute in Paderborn (der zuletzt bei der Abfüllung von Krombachers DirTea Probleme gehabt haben soll) verliert nach überlieferten Aussagen des Supply Chain Directors seinen Rockstar-Auftrag. Die Dosen sollen künftig ebenfalls in Nieder-Roden abgefüllt werden. Dazu wird angeblich die alte Dosenanlage aus den 70er Jahren demontiert und eine moderne Anlage in die Halle geknallt. Pikant: Als Morokhovskyi die eigenen Leute über dieses Vorhaben informierte, waren die Partner Refresco und Stute offenbar noch nicht informiert.

Als externes Werk bliebe lediglich der zur Schwarz-Produktion gehörende MEG-Standort Leissling erhalten, wo exklusiv für Lidl abgefüllt wird. Die Komplexität will Pepsi auch bei den Logistiklagern abbauen. So sollen die Getränke künftig nur noch aus dem im hessischen Hammersbach verteilt werden. Magdeburg soll nur noch für Snacks genutzt werden. INSIDER rechnen deshalb damit, dass im nächsten Jahr weitere Angestellte aus der einst für die „Mission One“ aufgeblasenen Supply Chain entlassen bzw. (wie zuletzt bereits gehandhabt) an den zentralen Support-Standort Polen versetzt werden.     

 

Artikel aus Heft 937