Beim Weidener Traditionshaus Gambrinus steht womöglich mehr als nur ein Geschäftsführerwechsel ins Haus. Steffen Hartmann hatte die Brauerei sieben Jahre lang sanft modernisiert – doch wie geht es nun weiter?
Der vormals technische Leiter bei Jakob-Bodenmais hatte zu Mitte September in den Sack gehauen und in einem Interview mit örtlichen Medien „Unstimmigkeiten über die Fortführung des Betriebs“ mit der Eigentümerfamilie angedeutet. Das war womöglich noch untertrieben. Aus der Umgebung der rund 25.000 hl großen Brauerei gibt es weit irritierendere Signale. Etwa jenes, dass Inhaberin Stefanie Yahyaeian, 62, Spross der Unternehmerfamilie Rohrwild, jahrelang selten bis gar nicht in der Brauerei zu sehen war, mittlerweile aber neben sich wieder einen neuen Gf installiert hat: Cüneyt Ousta, ein Mann, den in der Branche niemand kennt, der es nun offenbar richten soll. Was die Personalie Steffen Hartmann, 46, im Nachhinein umso erstaunlicher macht.
Der Weihenstephaner war vor knapp sieben Jahren als Nachfolger der Alt-Gf Peter Messmann und Franz Reber zu Gambrinus gestoßen und hatte die Brauerei vergleichsweise unfallfrei durch die Corona-Jahre gesteuert. 2021 schloss die Brauerei mit einem hauchdünnen Jahresüberschuss von 7.417,18 Euro ab, bei einer Kapitalrücklage von knapp 300.000 Euro und einem Gewinnvortrag von rund 350.000 Euro. Nicht eben üppig – aber 2021 sah es woanders schlimmer aus. Für Investitionen größeren Ausmaßes, etwa in die Technik, blieb freilich wenig Luft. Und auch der hauseigene Heimdienst frisst saubere Margen weg; ob er sich je rechnet oder nicht doch andere Belieferungsmodelle lukrativer sind, darf jetzt der neue Gf durchrechnen. Insgesamt stehen bei Gambrinus gut 30 Menschen in Lohn und Brot.
Die 1927 von Johann Pfab gegründete Brauerei wurde über drei Generationen hinweg (Johann Pfab, dessen Sohn Georg Pfab und dessen Neffen Ernst Rohrwild) als Familienbetrieb geführt. Nach dem Tod von Ernst Rohrwild Ende 2009 wurde die Brauerei zur GmbH umfirmiert.
Artikel aus Heft 937