Nach spektakulären Übernahme-Coups der maßgeblichen Datensammler ist die Szene in Bewegung. Mit Verkauf von Branchenprimus Atrify ist manch Erkenntnis gereift, dass es auch ohne ihn geht.
Der Gedat Getränkedaten GmbH war es letzte Woche eine ausführliche Meldung wert, dass der eigene Gesellschafter AB Inbev jetzt mit der Publikation der Artikelstammdaten zu getITEM wechselt. Was nicht in der Meldung stand: AB Inbev verlässt dafür die frühere GS1-Tochter Atrify, die lange Zeit bei deutschen Getränkeherstellern als Goldstandard galt. Atrify/GS1 verfügte über einen veritablen Datenbestand und galt als verlängerter Arm von Edeka und Rewe – weswegen jeder, der mit den beiden Platzhirschen Geschäfte machen wollte, die Stammdaten mit Atrify publizierte. Allerdings hatte GS1 sein kommerzielles Datentöchterchen Mitte Mai 2023 zu 100% an den US-Datenpool 1 World Sync verkauft, die wiederum dem Technologie-Investor Battery Ventures gehört (INSIDE 926).
Ausgelöst wurde der GS1-Move innerhalb eines sehr margenschwachen Datengeschäfts seinerzeit auch durch GDSN-Wettbewerber Bayard, der rückwirkend per 1.1.2023 mehrheitlich unter das Dach der Markant Gruppe schlüpfte. Die neue starke Front befügelt offenbar brachliegende Wertschöpfungsfantasien; die Anfang 2022 frisch zu Karlsberg Direkt verschmolzenen Karlsberg-Units Vendis und Karlsberg-Logistik ließen jetzt verlautbaren, man habe sich für Bayrads Byrd als einheitliche Product Information Management (PIM)-Lösung entschieden. Bereits zuvor hatte Vendis andere Stammdaten-Services der Markant-Gruppe genutzt.
Karlsberg selbst ist Gesellschafter der Gedat wie AB Inbev auch; in Bremen ist man offenkundig der Auffassung, GDSN-mäßig bei der Gedat besser aufgehoben zu sein. Diese trommelt für ihre Stammdatensammlung GetItem mit GDSN-Daten, die bis 2022 pikanterweise von Atrify bezogen wurden (die Trennung erfolgte unter Störgeräuschen). Seit vergangenem Jahr kooperiert die Gedat hingegen mit dem Datenpool protec der Firma Systrion.
Artikel aus Heft 937