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#939

Der Schatz vom Silbersee

Royal Rumble in Schwaben

Die Brauerei Wallerstein schnappt denGFGH König in Wechingen. Sowohl der Wallersteiner Prinz als auch sein Co-Gf halten sich bedeckt. Die Konkurrenz ist verdutzt: Was hat Durchlaucht vor auf seiner vertikalen Reise?

Die erste große Entscheidung zum Fortbestand seines GFGHs nach seiner aktiven Zeit in der Branche traf Helmut König 2015, als er seine Tochter Carolin König zur Geschäftsführerin machte. Die zweite gab der 73-Jährige jetzt bekannt: Per 1. Januar 2024 gehen alle Anteile der rund 10 Mio Euro Umsatz großen Getränke König GmbH an die Fürst Wallerstein Brauhaus GmbH; Wallerstein pachtet zudem alle 14 Abholmärkte und das Logistikzentrum in Wechingen von Königs weiterhin eigener Immobiliengesellschaft an. Carolin wird aus einer Elternzeit wohl nicht mehr an die Spitze bei König zurückkehren.
 
Aus Not (laut Bundesanzeiger schloss König 2021 mit rund 270.000 Euro Überschuss ab, bei einem Gewinnvortrag von knapp 2 Mio Euro) will König nicht verkauft haben. Seine Bedingung für den Verkauf war offenbar, dass die Logistik seines GFGHs fortbesteht. Diese Bedingung hat die Brauerei Wallerstein (rund 90.000 hl) offenbar erfüllt; rund 80 Mitarbeiter sollen übernommen werden. Sie thront hoch oben auf dem Berg im gleichnamigen Ort und ist im Besitz von Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein, 53. Das Geschäftsjahr 2019/20 hatte Wallerstein noch mit einem Minus von rund 250.000 Euro abgeschlossen, 2020/21 stand wieder ein smarter Jahresüberschuss von 112.000 Euro in der Bilanz.

Der Fürst und sein Holz

Warum aber hat sich Durchlaucht seinerseits auf den Deal eingelassen? Rückfragen von INSIDE blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet; allerdings können sich Beobachter vorstellen, dass es bei der fürstlichen Logistik seit längerem hapert. Der Standort gibt zwar nostalgisch einiges her, ist aber verkehrstechnisch schlecht angebunden. Im rund 13 km von Wallerstein entfernten Wechingen ist die Situation deutlich entspannter. Ob der neben Carl-Eugen zweite Geschäftsführer von Wallerstein, Reinhard Holz, die treibende Kraft hinter dem Deal war? Der Ex-HM Interdrink-Mann und erfahrene Berater lässt auf Anfrage mitteilen, die Brauerei habe derzeit „keine Kapazitäten für Interviewanfragen“. So manchen Branchenkenner wundert das nicht: Auch der Prinz gilt in manchen Belangen als verschlossen, ist dafür aber auf Linkedin erstaunlich aktiv. Dort schreibt er mit Blick auf den König-Deal von zwei Puzzleteilen, die zusammengehören. Holz wiederum gilt unter INSIDERN als Wadlbeißer, der durchboxt, was er sich in den Kopf setzt. Er dürfte auch neuer Gf bei König werden.

Vertauschte Rollen

Schon vor rund 25 Jahren gab es Gerüchte über einen Deal zwischen Wallerstein und König. Interessanterweise waren die Rollen von Käufer und Verkäufer damals vertauscht: Abgeblich wollte sich König seinerzeit die fürstliche Stätte einverleiben. Zu diesem Zeitpunkt stand das Zentrallager in Wechingen schon, das König 1996 gebaut hatte.

Und was macht Helmut König jetzt? Der Getränkebranche den Rücken kehren. In Richtung Landwirtschaft. Da sind zum Beispiel zwei Betriebe in Ungarn, um die er sich kümmern will. Ohne fürstliche Obhut, versteht sich.

 

Artikel aus INSIDE 939