Noch kein INSIDER?

JETZT ZUGANG SICHERN!

Wählen Sie Ihre Anmeldeoption.

Schnell und unkompliziert INSIDER werden!

Weiter

Print-Ausgabe

#934

Auf geht´s ins Karussell: Tucher - Warsteiner - Pro Getränke

SKH/König Ludwig: Projekt K beendet

Nicht alle Geschäfte halten ewig: Der 2017 eingestielte russische Tatspirtprom-Deal (v.li.: SKH Luitpold Prinz von Bayern, Juri Luschkow, Irek Minnahmetov) ist gekündigt, ebenso wie der in Belarus.

Andere Märkte, andere Sitten: Nach diesem Prinzip verfuhr SKH Luitpold Prinz von Bayern seit jeher bei der Auswahl seiner weltweiten Lizenz-Aktivitäten. Selbst die geschmeidigste aller Anpassungen hat in Kriegszeiten aber mal ein Ende. Das Portfolio wird also angepasst – und um das einzige ehrgeizige Eigengewächs abgespeckt.

Gleich zwei dicke Fische – die freilich unterschiedlicher kaum sein konnten – baumelten 2017 an der Angel des notorischen Vielfliegers Prinz Luitpold: Auf halber Strecke vom bayerischen Kaltenberg ins russische Nowosibirsk, wo Seine Königliche Hoheit (SKH) einst bei Sobol Bier in Lizenz brauen ließ, vermittelte der frühere illustre Moskauer Oberbürgermeister Juri Michailowitsch Luschkow einen bemerkenswerten Deal. Die vier Mio Einwohner große Region Tatarstan bekam eine neue Brauerei – und SKH war mit im Geschäft. Es gibt ein hübsches Foto aus jenen Tagen, mit SKH, dem 2019 in einer Münchner Klinik verstorbenen Luschkow und dem Chef des größten russischen Wodka-Produzenten Tatspirtprom, Irek Minnahmetov, der seinerzeit den Neubau forcierte. Krones lieferte und stellt in der Rekordzeit von nur einem Jahr die Brauerei mit einer Kapazität von bis zu zwei Mio hl auf die grüne Wiese.

Das Projekt Tatspirtprom sollte ein großer Step sein für das internationale Lizenzgeschäft von SKH. Der war zu dem Zeitpunkt schon in mehreren lupenreinen Demokratien wie Kasachstan (Arasan LLC), Weißrussland (Krinitsa), der Ukraine (Mykulynetsky Brovar), der Mongolei (APU Joint Stock), Indien (TBT/Urbrau), Schweden (Krönleins), dem Iran (Noushab), in Indonesien (Indah Abadi) und in China (Anhui Yihan) unterwegs – weit weg von der Warsteiner Brauerei, die dem damals klammen Prinzen Anfang des Jahrtausends Liquidität verschafft hatte. Allerdings zum Preis einer 50%-Beteiligung an der König Ludwig GmbH&Co. KG Schlossbrauerei Kaltenberg und 40% an König Ludwig International. Ob sich beide Seiten heute noch mal zu einer solchen Kooperation hinreißen lassen würden, ist eher unwahrscheinlich; allein: Die internationalen Lizenzgeschäfte eiste SKH aus den Verträgen mit Warsteiner raus. Allerdings auch mit vollem Risiko.

Die Party mit Tatspirtprom ist erstmal vorbei. Die in Belarus auch.

Erst Corona, dann der Krieg: Wie vielen Andere auch nötigte der russische Überfall auf die Ukraine dem Wittelsbacher Prinzen maximale Flexibilität ab – mehr als bei den Geschäften früher ohnehin schon. Damit ist auch die  mit hoher Erwartungshaltung avisierte Zusammenarbeit mit Tatspirtprom (vorerst) Geschichte; intern wurde das Projekt beendet. Wie es heißt, sollen sich die russischen Partner aber sehr kooperativ verhalten haben, inklusive Überweisung der ausstehenden Lizenzgebühren. Davon können internationale Konzerne nur träumen (Heineken z.B. musste seine sieben Brauereien und sein Russland-Geschäft unlängst für 1 Euro verkaufen - S. 11). Prinz Luitpold freilich, der außer Lizenzgebühren vor Ort nicht viel zu verlieren hat, dürfte Tatspirtprom langfristig noch nicht so abgeschrieben haben wie das Geschäft in Belarus: Auch dort wurde die Zusammenarbeit (mit Krinitsa) dem Vernehmen nach beendet, laut INSIDERN aber nicht adäquat harmonisch.

Seine Königliche Hoheit hat aber flugs Ersatz beschafft. In Litauen, ergo ziemlich nahe an der russischen Grenze, hat Prinz Luitpold unlängst einen Deal mit zur finnischen Olvi-Gruppe (insgesamt sieben Mio hl Getränke) gehörenden Brauerei Volfas Engelman eingetütet. Eine Kooperation dort liegt politisch definitiv im grünen Bereich, ebenso wie derzeit noch die mit Mykulynetsky Brovar in der Westukraine, die bis auf Weiteres fortgesetzt wird.

Ende mit Schrecken in Kroatien: Aus der Traum von der eigenen Brauerei

Auch das zweite Projekt, das SKH 2017 mit viel persönlichem Einsatz betrieb, ist beendet, allerdings als Totalausfall. Ärgerlich für Prinz Luitpold: Der Neubau einer Brauerei im kroatischen Kukuljanovo, zwölf Kilometer vor Rijeka, war sein erstes ausländisches Invest in Eigenregie – geboren womöglich aus einer Mischung aus Trotz und Verärgerung. 1994 hatte SKH in Split mit der dortigen Jadranska Pivovara eine anfangs lukrative Lizenzvereinbarung getroffen, die ab 2001 aber zunehmend bröselte. Jadranska geriet in lokales Geschacher und landete am Ende bei Heineken.

Damit es das nicht war mit König Ludwig in Kroatien, baute der Prinz eben selbst. INSIDER rechnen heute hoch, dass die neue Brauerei im ersten Jahr 2019 immerhin 11.000 hl produzierte, die sich aber 2020 unter Corona-Bedingungen mangels Gastronomie-Absätzen schnell wieder pulverisierten.

Dabei hatte SKH schon für die geschätzt 10 Mio Euro, die der auf 30.000 hl ausgelegte erste Bauabschnitt kosten sollte, auf die finanzielle Hilfe nicht näher benannter „Family&Friends“ zurückgreifen müssen. Noch 2020 zogen er und mutmaßlich auch seine Investoren die Reißleine. Die Immobilien bei Rijeka sind laut INSIDERN mittlerweile verkauft, die Anlagen wurden ausgeschlachtet und weiterverkauft – angeblich nach Übersee.      

Artikel aus INSIDE 934