Noch kein Insider?

Jetzt inside abonnieren

Auf der folgenden Seite erfahren Sie alles über unsere Anmelde-Optionen.
Bei Abschluss eines Abos werden Inside Web News sofort für Sie freigeschaltet. Auf Wunsch erhalten sie die Top-News der Branche auch kostenlos als SMS aufs Handy.

Mehr erfahren und Insider werden!

Weiter

Schaumweinkanone für Oetker II

Endlich am Ruder: Alfred Oetker

Für Henkell Freixenet brechen mit der Realteilung von Oetker neue Zeiten an. Für die jüngsten drei Kinder des 2007 verstorbenen Patriarchen ist die Sekt- und Spirituosenfirma, Weltmarktführer bei Schaumwein, das Kernstück ihrer Holding, mit der sie nun zeigen können, was sie drauf haben.

So ganz alleine am Ruder sind die jüngeren Oetkers - Alfred, Carl Ferdinand und Julia - auch nach der Aufspaltung nicht. Bei ihrem wichtigsten Asset, der 1,2 Mrd Euro Umsatz großen Sekt- und Spritfirma Henkell Freixenet, ist zu 50 Prozent die katalanische Familie Ferrer beteiligt. Konfliktfähigkeit kann nun auch ohne die Halbgeschwister in Bielefeld erprobt werden. Die Katalanen gelten als die Ostwestfalen Spaniens.

Der Sitz der Holding, das hat das Trio schon via Sprecher Christoph Walter durchsickern lassen, wird nicht Bielefeld sein. Es gibt eine Shortlist, wissen INSIDER. Es wird damit gerechnet, dass der Firmensitz für Oetker II noch vor dem Abschluss der Teilung bekanntgegeben wird. Alfred Oetker, 54, und sein fünf Jahre jüngerer Bruder Carl-Ferdinand, auch das ist schon amtlich, wollen aktiv einsteigen, in die neue Geschwister-Holding und dann zeigen, was sie können.

Alfreds Ziel war immer, eine Führungsposition im Oetker-Konzern zu bekommen. Nach dem sein Halbbruder August Oetker abtrat, blieb Alfred, der Oetker in den Niederlanden steuerte, zum ersten Mal außen vor. Es rückte sein Halb-Bruder Richard Oetker nach. Als auch der ging, durfte der familienfremde Manager Albert Christmann ans Ruder, Alfred bekam einen Sitz im Beirat. Die Führung wurde ihm nicht zugetraut. Ein Familienfremder aus dem Oetker-Beirat formulierte es damals so: „Alfred ist gewandt und auch klug und hoffentlich klug genug, mit dem Beiratsposten zufrieden zu sein.“

Den Anspruch einer Führungsposition konnte Alfred durchaus ableiten aus dem Vermächtnis seines Vaters. 2002, einige Jahre vor seinem Tod, regelte Rudolf-August Oetker, dessen Credo immer „Firma vor Familie“ war, sein Vermächtnis. Er schwor die Familie darauf ein, weiter an einem Mix von Geschäftsfeldern festzuhalten („nicht alle Eier in einen Korb“) und es war auch sein Wunsch, dass fähige Nachkommen die Firma führen. Bei acht Kindern aus drei Ehen ein frommer Wunsch. Für Zusammenhalt sollte sorgen, dass Aussteiger nur an Familienmitglieder verkaufen können und zudem mit einer Pönale belegt werden. Schon die Vorgabe, wer fähig sei zu führen, solle dies auch tun, war ein perfekter Nährboden für jahrelangen Zoff. Hinzu kommt, dass zwischen der ältesten Tochter Rosely Schweizer aus erster Ehe und der jüngsten Tochter Julia aus der dritten Ehe rund 40 Jahre liegen. Das beinhaltet auch ganz unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie ein Unternehmen geführt werden und sich formieren, agieren sollte.

Nach Umsatz hat das abtrünnige Trio den kleineren Teil bekommen. Wichtigster Teil ist Henkell Freixenet, eine Firma, die Rosely Schweizer, deren Sohn nun Beiratsvorsitzender in Bielefeld ist, immer am Herzen lag. Geteilt wurde nach anderen Kriterien. Im Oetker-Reich wird mit einer speziellen Ergebniszahl gerechnet.

Dabei half, dass die Reederei Hamburg Süd vor einigen Jahren verkauft wurde. So kann mit Geld ausgeglichen werden. Mit der gefunden Lösung sollen, sagen INSIDER, alle gut leben können. Aus einem werden nun zwei Oetker-Reiche, mit weniger Umsatz und damit Nachteilen nicht nur beim Mediaeinkauf. Henkell Freixenet, zuvor von CEO Dr. Andreas Brokemper weitgehend autark geführt, steht nun im Fokus. Das bestehende Geschäft stärken war der Bielefelder Weg. Von diesem Prinzip, tippen INSIDER, könnte die neue Oetker-Teilholding unter Führung des ehrgeizigen Alfred abweichen. Internationalisierung und Nachhaltigkeit soll für den Schaumwein-Marktführer (Cava, Sekt und immer mehr Prosecco) ganz oben stehen.

Erleichterung in Frankfurt

Die Trennung scheint für Deutschlands Biermarktführer Radeberger Gruppe nicht viel zu ändern. Man bleibt bei Oetker I. Mit Albert Christmann, flankiert von seinem Chefstrategen Dr. Niels Lorenz und dessem Nachfolger als Radeberger-CEO Guido Mockel, bleibt die Richtung vorgegeben. An der teuren und zuweilen riskanten Vertikalisierung (zuletzt Flaschenpost), deren ROI in ferner Zukunft liegt, wird nicht gerüttelt. Allerdings rechnen Frankfurter INSIDER perspektivisch mit einer engeren Verzahnung mit der Bielefelder Nahrungsmittelsparte. Der von Christmann mit kühner Konsequenz begonnene Transformationsprozess könnte jetzt noch schneller fortgeführt werden. Auch die älteren Geschwister und ihre Manager wollen der Welt beweisen, dass sie die besseren Oetkers sind.

Artikel aus INSIDE 882

Guido Mockel: Im Kreise der Lieben

Kopf der Woche
19.04.2024

16
/2024

Florian Schörghuber

Weiterlesen
Print-Ausgabe
11.04.2024

Neu!
#948

Die Burn-Rate der Bestellplattformen

Zum Inhalt