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#931

Paulaners EBIT-Guru Biebernick

Paulaners neuer EBIT-Guru

Jörg Biebernick

Die einschließlich AfG gut 8 Mio hl große Gruppe bekommt einen neuen CEO. Der branchenfremde Jörg Biebernick hat den Gesellschaftern versprochen, was auf dem Wunschzettel stand: eine signifikante Steigerung der Ergebnisse.

Der neue Boss soll das „enorme nationale und internationale Potential der Paulaner Brauerei Gruppe und ihrer starken Marken heben“, tönt die Schörghuber Gruppe bei der Bekanntgabe ihres neuen CEOs. Jörg Biebernick, 54, hat diverse FMCG-Stationen hinter sich. Großgeworden bei Procter & Gamble wechselte er für fünf Jahre zum Tissue-Hersteller Georgia-Pacific, anschließend für zwei Jahre zu SCA Hygiene, dann für drei Jahre als Lateinamerika-Direktor zu Kimberly-Clark und zuletzt für fünf Jahre als Europa-Chef zum Tabakhersteller Imperial Brands (Reemtsma). Dort durfte er interimsweise sogar als Co-CEO fungieren, bevor er im Herbst 2022 ausschied. Ein Jahr später, ab 1.9. 2023, hat der in der Schweiz ansässig gewordene Biebernick einen neuen Job. Bei Paulaner soll er nun die hohen Ansprüche des 70-%-Gesellschafters Schörghuber erfüllen.

Florian Schörghuber und sein Co-CEO „100-Mio-Euro-Nico Nusmeier verlangen eine Verdopplung des EBITs. 2022 waren es 50 Mio Euro, aufgrund der Kostenexplosion tritt man im Jahr 2023 auf der Stelle. Ein von Schörghuber eingesetztes Beratergeschwader von Bains hatte die mittelfristige Messlatte sogar auf 110 Mio Euro hochgesetzt, wobei die jungen Consulter der Paulaner-Führung nicht vermitteln konnten, wie das funktionieren soll. Der aktuelle CEO, der Techniker Dr. Jörg Lehmann, muss das Feld räumen. Die EBIT-Verdopplung verspricht nun Biebernick. Ironischerweise hat der seine Auszeit genutzt, um ein philosophisches Buch über die Sinnhaftigkeit von Wachstum zu schreiben, das den Titel trägt: „What’s enough“. Im Klappentext schreibt Biebernick: „Anstatt Geld als Maximierungsfunktion zu betrachten, betrachtet das Buch Geld als eine bloße Grenze dessen, was man zu einem bestimmten Zeitpunkt tun kann. Ähnlich wie Gesundheit ist Geld kein Ziel an sich, sondern eine Begrenzung.“

Für die befohlene EBIT-Maximierung bei Paulaner wird Biebernick auch Wachstum brauchen. Die Schörghuber-Spitze geht davon aus, dass der atemberaubende Run von Paulaner Spezi auf aktuell 1,5 Mio hl dauerhaft fortzuschreiben ist. Paulaner-INSIDER sind skeptischer. Der Hype um das Retro-Zuckerwasser aus München könnte irgendwann auch schnell abflauen. Die Potenziale für Paulaner im Ausland werden ebenfalls nicht überall so optimistisch eingestuft wie in der Konzernzentrale an der Denninger Straße.

Startschuss für Biebernick ist der 1. September. Rechtzeitig zum Oktoberfest. Dann taucht das „Zigarettenbürscherl“ in die rustikale Bierwelt ein. Der andere Jörg, sein Vorgänger Lehmann, wird auf der Wiesn schon nicht mehr dabei sein. Ein neuer Technik-Gf ist nicht in Sicht. Dafür trifft Marketing- und Vertriebsexperte Biebernick auf zwei weitere Geschäftsführer mit Vertriebsverantwortung:  Andreas Steinfatt (Marketing und Gastrovertrieb) und Raphael Rauer (Handel und Export).

Artikel aus INSIDE 931