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#929

Steffis Mehrweg-Menetekel

Memmingen: Nächster Schlussakkord

Das einstige Dickschiff Memminger Brauerei, seit Jahren mit schwerer Breitseite auf hoher See, läuft leck. Gebraut wird im Allgäu gar nicht mehr, dort herrscht nur noch Tristesse. Ein paar hl kommen aus Niederbayern. Vor Ort helfen nur noch Durchhalteparolen.

Die außer Altinhaber Jochen Kesselschläger beteiligten Gesellschafter Franz Heinrich Egerer (Großköllnbach), sein Buddy Jörn Hund und Junior Wolfgang Kesselschläger hatten im Frühjahr Insolvenz in Eigenregie angemeldet; anscheinend glaubte man damals noch, das Unternehmen retten zu können. Warum Egerer/Hund nicht schon vor ihrem Einstieg 2021 in Memmingen den wahren Wert der Assets checkten, bleibt ihr Geheimnis – oder das eines Sachverständigengutachtens, das unbestätigten Aussagen zufolge Senior Jochen Kesselschläger sen. in Auftrag gegeben haben soll und über dessen Bewertungskriterien die Meinungen wohl stark divergieren. Man brauche eine „Klärung der gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten“, hieß es im Frühjahr. Alle gegen Jochen.

Mittlerweile scheint man in Memmingen an gar nichts mehr zu glauben; aus der Insolvenz in Eigenverwaltung wurde eine Regelinsolvenz, die Brauanlagen sind dicht. Memminger Brauerei Marken werden nur noch aus dem Bestand verkauft. In Großköllnbach, wo Egerer seine Brauerei vergangenes Jahr unter großem Protest der Belegschaft zugunsten von Memmingen zugesperrt hatte, wirft er jetzt die Sudkessel wieder an – für maximal 20.000 hl Marke. Wolfgang Kesselschläger dreht seine Ehrenrunde; Jörn Hund wiederum soll in der Vorbereitung einer Vertriebsgesellschaft für Memminger stecken. Am Ende liegt die Entscheidung, ob und wie es mit Memmingen weitergeht, beim Insolvenzverwalter Henrik Brandenburg. Alles ist denkbar: dass Egerer/Hund versuchen, Braubetrieb und Marke zu kaufen, aber auch, dass andere Investoren beim Anflug auf den Flughafen Memmingen einen Blick nach Kaufbeuren werfen. Dort hatten ab 2013 die britischen ROK Stars und der US-Milliardär John Paul DeJoria nicht nur den Braubetrieb, sondern später auch die AG selbst gekauft. Ein hübsches Mäntelchen, das womöglich Begehrlichkeiten weckt.

2010 hatte Jan Kesselschläger, ehedem Gesellschafter und Gf, auf der Intergastra noch stolz für ein INSIDE-Foto posiert: 240.000 hl Bier (plus 120.000 hl AfG) pumpte die Brauerei damals aus ihren Anlagen, davon 60.000 hl Bier für den Export. Zwei Jahre später war es nicht nur für den Junior geschehen, den Memmingens Graue Eminenz Jochen Kesselschläger nach privatem Rumor auf Ex rauswarf. Für Egerer braute Memmingen bis 2020 noch 30.000 hl, aber das waren noch Zeiten. Soviel Schicht war dort noch nie im Schacht.

Artikel aus INSIDE 929