Ein paar Autokilometer und zwei sehr unterschiedliche Familiengeschichten trennten bislang Welde in Plankstadt und die Heidelberger Brauerei. 2005 hatte Michael Mack, heute 69, die frühere Brau & Brunnen-Brauerei in Heidelberg in einer Art MBO aus Dietmar HoppsRhein-Main-Neckar-Holding rausgeeist. Allerdings hat Heidelberg historisch einen sehr hohen Gastro-Anteil (50%), was zu Corona-Zeiten brutal erkennbar wurde. Welde hingegen lebt seit Jahrzehnten vom Unternehmergeist der Spielmanns - von Senior Dr. Hans Spielmann, der sich mittlerweile aus dem aktiven Geschehen zurückgezogen hat, und von dem seines Sohnes Max, der jetzt den nächsten Step macht.
Mitte dieser Woche unterzeichneten Mack, 69, und Max Spielmann, 35, eine als "Kooperation" verkleidete Übernahme, die Mack noch ein Jahr Zeit als Berater lässt. Spielmann, der seit 2017 bei Welde operativ an Bord ist und 2019 geschäftsführender Gesellschafter wurde, wird Gf beider Häuser. Der Standort Heidelberg soll erhalten und die Belegschaft weitergeführt werden. Allerdings heißt es auch, die beiden Brauereichefs hätten für die ersten 100 Tage eine "gründliche Prozessanalyse für die Heidelberger Brauerei" geplant. Was das am Ende bedeutet, wird sich erst mit der Zeit erweisen.
Gegenüber INSIDE FUTURE 2023 #2 sagte Max Spielmann (dessen Berufswahl ursprünglich Richtung Heineken tendierte): "Als mein Vater auf mich zukam und mich fragte, gab es für mich kein Zögern und ich kehrte zurück nach Hause. Ich schätze die unternehmerische Freiheit, die hohe Flexibilität und Schnelligkeit enorm, die ich als Selbstständiger, aber auch als kleiner Mittelständler verglichen mit Konzernen habe. Ich bin nicht angetreten, um mich an der Firma zu bereichern. Sondern sie gesund in die Zukunft zu führen. Dies zu tun, ist für mich absolute Ehre."