19 Jahre nach seinem MBO zieht Michael Mack die Reißleine und verkauft seine nur noch 25.000 hl große Heidelberger Brauerei an den direkten Nachbarn Welde.
2005 gehörte (laut INSIDE 473) „schon ein wenig Enthusiasmus dazu, sein Geld in eine Brauerei zu investieren“. Was Michael Mack, langjähriger oberster Buchhalter der Brauerei, der 1974 als Azubi in der Heidelberger Brauerei angetreten war, offenbar nicht daran hinderte, ein Wagnis einzugehen, das sich immerhin 19 Jahre lang bewährte. Erst mit Corona wurde der Wind rau in Heidelberg. Größtes Problem: Flaschengefüllt wurde bei der immer schon auf Fassbier (Gastroanteil mindestens 80 %) gedrillten Brauerei stets woanders: bei Pott‘s in Oelde und bei Köhler in Darmstadt. Nur Fassbier kam bei Mack in Heidelberg direkt in den Tank – was sich zu Corona-Zeiten als fatal erwies. Das Geschäft mit dem Handel hatte Mack analog dazu über viele Jahre schwer vernachlässigt.
Die etwas euphemistisch als „Nachfolgeregelung“ titulierte Übernahme von Macks Heidelberger Brauerei durch die etwa 90.000 hl und damit etwa dreimal so große Plankstädter Brauerei Welde sichert Mack noch ein Jahr als Berater an der Seite von Welde-Chef Max Spielmann zu, mehr aber auch nicht. Für die ersten 100 Tage gilt eine Art Schonfrist, in der alle Prozesse überprüft werden sollen – wohl auch die zur Qualitätssicherung. Bis dato sollen beide Häuser selbstständig weiterarbeiten, „sich aus eigener Kraft im Markt behaupten und zugleich miteinander und voneinander lernen“.
Nach einer langen Leidenszeit innerhalb des Brau & Brunnen-Konzerns war die Heidelberger Schlossquell benannte Brauerei in den Neunzigern in den Einzugsbereich des SAP-Milliardärs Dietmar Hopp geraten. Sein auch bei Henninger eingesetzter Strohmann Werner Kindermann erwarb 1996 sämtliche Anteile. Die Brauerei in der Innenstadt wurde entbeint, stattdessen eine kleine Sudstätte nagelneu errichtet. Vor dem MBO an Mack befand sich 40.000 hl große Brauerei zu 100% im Besitz von Hopps Rhein-Main-Neckar-Holding und wurde vollkommen losgelöst von den übrigen Getränkeinteressen geführt.
Auch Eppingen füllte schon mal Heidelberger ab. Da schließt sich ein zweiter, kleiner Kreis
Aperçu am Rande: Auch die Eppinger Palmbräu hatte in früheren Jahren mal Heidelberger abgefüllt. Also jene Brauerei, die der damalige Welde-Chef Dr. Hans Spielmann zu Beginn der 2000er Jahre aus der Insolvenz gekauft, 2009 aber nach ungemütlichem Brummbrumm an den Hotelier und Bräu Wolfgang Scheidtweiler und dessen Familie weiterverkauft hatte (INSIDE 574). Spielmann sen. schließlich übergab das Geschäft bei Welde 2019 an den neuen geschäftsführenden Gesellschafter Max Spielmann, seinen Sohn – der seit 2017 im Unternehmen tätig war, zuvor aber sein Fernrohr eigentlich Richtung Heineken ausgerichtet hatte. INSIDER erwarten nun eine Drei-Marken-Strategie - mit der rund 70.000 hl großen Marke Welde, der etwa 20.000 hl großen Kurpfalzbräu und eben mit Heidelberger im regionalen Markt zur Absicherung der Vertriebsgebiete – zusätzliche Arbeit für Weldes Vetriebs-Manager Mario Heider und seine Truppe, die nun bei Macks Erbe neue Duftnoten setzt.
Artikel aus INSIDE 947