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KEG-Hersteller: Schockwelle aus den USA

Die Lage am Fassbiermarkt wird durch Corona unübersichtlich. Mitunter regiert die
blanke Panik. Und jetzt meldet auch noch ein fetter Kunde der deutschen KEG-Hersteller Insolvenz an.

Die zuerst auf unserer englischsprachigen Website www.inside.beer vermeldete Pleite der in den USA ansässigen Global Keg (Global Asset Rental) löste Schockwellen bis über den Ozean aus. Noch ist unklar, wie die mutmaßlichen Hauptlieferanten Blefa/Franke, Schäfer und Portinox/Thielmann den sogenannten Chapter 11-Konkurs ihres bedeutenden Handelspartners weggesteckt haben. Auf Anfrage werden sowohl Blefa-Kreuztal wie auch Schäfer-Neunkirchen mit Verweis auf laufende Verfahren nicht konkret. Intern heißt es aber, Blefa könnte mit einem niedrigen Euro-Verlust aus der Geschichte herauskommen. Auch bei Schäfer und Portinox ist die Anspannung derzeit groß. Doch die Causa Global Keg ist in Anbetracht der Situation auf dem Welt-Fassbiermarkt so oder so nur die Spitze des Eisbergs.


Branchenintern kursiert mittlerweile eine Summe von mindestens 50 Mio KEG-Fässern, die wegen der weltweiten Gastro-Krise derzeit ungenutzt auf Halde liegen. Das ist grob gerechnet immerhin die zehnfache Jahresproduktion von Blefa, Schäfer und Portinox zusammen. Hinzu kommen erhebliche Mengen an Fässern, die mindestens zehn chinesische Hersteller seit Jahren zu Niedrigpreisen in den Markt pumpen. Der Eintritt in den US-Markt wird den Chinesen allerdings durch Sonderzölle in Höhe von fast 80% verhagelt, die die US-Administration unter Präsident Trump letztes Jahr verhängte. Die deutschen Hersteller kamen mit Strafzöllen von 8,6% noch glimpflich davon.

Den Trend zu kleineren, smarten Fässern
hat die Industrie lange verschlafen

Dennoch erwarb Blefas US-Arm Blefa Kegs Anfang dieses Jahres einen großen Anteil am US-Unternehmen American Keg, das 2015 mit einer eigenen Fassproduktion in den USA begonnen hatte, dem zuletzt aber das Geld ausging (INSIDE 844). Blefa betrieb bis dato nur zwei Service-Center in den USA: Verschärft wird die Situation auf dem Fass-Markt durch einen Strukturwandel in der Nachfrage, der laut Einschätzung von Experten in Deutschland seit Jahren verschlafen wird: 50- und 30-Liter-Kegs werden längst nicht mehr in dem Umfang nachgefragt wie noch vor zehn Jahren, mittlerweile geht der Trend zu smarteren 20- und 10-Liter-Einheiten. Wenn Gastronomen überhaupt noch eine Chance sehen, durch den Winter zu kommen, dann mit größerer Sortenvielfalt in kleineren Gebinden. Am besten gleich: in der Flasche.

Global Crash

Der Crash von Global Keg in den USA steht indes symptomatisch für die Misere, auch wenn das Geschäftsmodell des Unternehmens sich schwer mit hierzulande erprobten vergleichen lässt. Die im Juli 2019 eingestielte Kooperation der britischen Close Brother Brewery Rentals (CBBR) – als Tochter der Londoner Bank Close Brothers – mit Jürgen Nordmanns Firma Logipack verfolgt insofern einen ähnlichen Zweck, als CBBR Logi-Kegs aus dem früheren Bestand bei Logipack in ihren Fass-Pool E-KEG einlaufen lässt und an Brauereien verleiht (INSIDE 830). Zudem übereignen internationale Braugruppen (u.a. Heineken, Molson Coors) auch ihre eigenen Fässer via Sale and lease back auf CBBR, um sie aus der eigenen Buchhaltung herauszukriegen.

Global Keg verfolgt ein anderes Modell. Der 2013 gegründete US-Gigant – mit Dependancen u.a. in Australien, Kanada, Japan, den Niederlanden und in UK) – gilt als Pionier  der Vermietung von Fässern. Es kauft selbst Fässer von Herstellern ein und vermietet/verleast sie dann. In Sachen Rückverfolgung und Pool-Pflege gilt resp. galt Global Keg vor allem in den USA, wo kaum ein Brauer mehr eigenen Fässer hat, als Big Player – neben dem in USA und Kanada domierenden Platzhirsch MicroStar. Gründer Bob Moore, der den Chapter 11-Konkurs weiter in Eigenverwaltung betreut, wartet auf ein Ende der Pandemie – wie seine Gläubiger.

Artikel aus INSIDE 862

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