Alles Spezi oder was? Trotz Weißbierkrise und Wiesn-Verbot: Paulaner brummt. Die neue Brauerei in Langwied ist bereits gut ausgelastet. Das hat nur zum Teil mit Bier zu tun. Viel mehr damit, dass der heutige KAM Tobias Kratzer und Ex-VKL Robert Windl Ende der Nullerjahre Paulaner Spezi als Kultmarke erkannten und der damaligen Geschäftsführung die Einstellung der damals noch 30.000 hl Zuckerwasser ausredeten. Der Boom ist atemberaubend und offenbar unendlich. Nach fast 700.000 hl im Jahr 2020 legte das hochpreisige Cola-Mix-Getränk (Kistenpreis nur in der Aktion unter 10 Euro, Dosenpreis bei Aldi 69 Cent/0,33-Liter) weitere 250.000 hl obendrauf. Einschließlich Spezi läge Paulaner in der Hitliste bei 3,2 Mio hl auf Rang Vier und hätte 2021 + 12,5% hingelegt.
Dass es bei Bier zu einem Plus reichte, lag allein am Export, wo Paulaner u.a. in Russland, China, USA und Spanien Boden gut machte und insgesamt um 107.000 hl zulegte. Im Inland verlor Paulaner Menge. Im Problemfeld Weißbier rund 7%. Auch 0,0 blieb unter den Erwartungen. Das konnte durch die übrigen Sorten nicht aufgefangen werden. Immerhin dort verbuchte die Handelsmannschaft von Vertriebs-Gf Raphael Rauer dickes Plus. Paulaner Oktoberfestbier, das 2020 aufgrund von Kapazitätsengpässen dem Spezi-Boom geopfert und gar nicht abgefüllt wurde, brachte gut 20.000 hl Plus. Weitere 60.000 hl kommen von Paulaner Hell (+40%). Für das in Euro-Flaschen und rote Kisten umgepackte Helle drückte Rauers Team kräftig auf die Listungs-Tube. Als Ziel wurde ausgelobt: Paulaner Hell soll außerhalb von Bayern die Nummer 1 in der Distribution werden. Bei Lidl und Aldi ist das geglückt.
Im Volumenranking muss sich Paulaner freilich noch hinter den Konzernschwestern Mönchshof Hell, Chiemseer (2021: +30% auf 295.000 hl) und Hacker-Pschorr einreihen. Hacker-Pschorr brachte es dank Export auf 472.000 hl (+5,6%). Im Inland blieb die Marke bei +0,1%. Paulaners Hoffnungen für 2022, nicht nur bei Marketing- und Gastro-Gf Andreas Steinfatt, ruhen auf einer Erholung der Gastronomie. Über eine pandemiegerechte Wiesn wird derzeit mit der Stadt debattiert.
Volumenzuwachs wird im Ausland erwartet. Und vom Spezi, der in Kürze eine Zero-Version verpasst bekommt. Für Nico Nusmeier, den CEO von Hauptgesellschafter Schörghuber, wegen ambitionierter Ertragsforderungen für die Brauerei als „100-Mio-Nico“ bekannt, wird auch 2022 noch nicht zufriedenstellend verlaufen. Wenngleich die Paulaner Gruppe 2021 diesbezüglich Fortschritte gemacht haben soll.
Artikel aus INSIDE 893