Überraschende Entscheidung in Langenau: Charly Finkbeiner, 81, hat seine 1969 gegründete Fachmarktkette an seinen Sohn weitergereicht. Dessen Schwester Gabriele, die als Strategin und Einkäuferin das Gesicht der Firma nach außen prägte, muss sich zurückziehen.
Die in Langenau bei Ulm ansässige Finkbeiner GmbH & Co. KG ist ein echter Familienbetrieb. Neben den Gründern Karl-Heinz „Charly“ Finkbeiner und seiner ebenfalls unverdrossen tätigen Frau Ingeborg stellten sich auch die Kinder nach Abschluss ihrer Ausbildungen in den Dienst der Firma. Sowohl Karl-Heinz Finkbeiner jun., als auch seine älteren Schwestern Gabriele und die vor zehn Jahren früh verstorbene Manuela. Doch die Führung wird Charly nun nur seinem Sohn überlassen. Gabriele Finkbeiner, bei Kollegen geschätzte und von Lieferanten gefürchtete Einkäuferin und gewitzte Strategin, wird sich in den kommenden Monaten zurückziehen und auf ihre Rolle in der Immobiliengesellschaft beschränken. Eine Familienentscheidung. Getroffen vom Patriarchen.
Eine Doppelspitze hatte Charly nicht vorgesehen. Schon 2021 überschrieb er seinem Sohn und Mit-Geschäftsführer Karl-Heinz die Anteile. Gabriele, mit Wohnsitz im 120 km entfernten Oberstdorf, blieb außen vor. Vor drei Monaten wurde ihre Einzelprokura in eine Gesamtprokura umgewandelt. Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter ist ihr Bruder. Der 53-Jährige Karl-Heinz hat seit vielen Jahren Finanzen und das Kernstück der Finkbeiners, Warenwirtschaft und Logistik, unter seinen Fittichen. „Einen Bombenjob“ attestiert ihm sein Vater. Stellt aber auch fest, dass Gabriele (nach insgesamt 35 Jahren im Betrieb) eine Lücke hinterlässt, die nur mit hohem Einsatz zu schließen ist.
Gesund ist die rund 75 Mio Euro Umsatz große Fachmarktkette allemal. Finkbeiner ist frei von jedweden Bankschulden, die direkt an der A7 gelegene sieben Hektar große Firmengelände mit 22.000 qm Halle befindet sich genauso im Firmenbsitz wie die Immobilen der Mehrzahl der 70 Outlets (an der Immobiliengesellschaft bleibt Gabriele zu 50% beteiligt). Doch die Herausforderungen für unabhängige Fachmarktketten werden nicht kleiner. Immerhin, einen Geschwisterkampf soll es in Langenau nicht geben: Gabriele, 60, akzeptiert die Entscheidung: „Das Wohl der Firma steht über allem.“
Artikel aus INSIDE 923