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#930

Biermarken-Ranking 1. Halbjahr: Wer sind die Gewinner?

Der Borco-Exit: Familie macht Kasse

Auf Einkaufstour: Krzysztof Krawczyk

Der Unterschied könnte größer nicht sein: Das seit 1948 familiengeführte Spirituosen-Importhaus Borco kommt in die Hände von Stock Spirits und damit in die Fänge von CVC Capital, die sich rühmen „einer der weltweit führenden Private Equity-Firmen“ zu sein.

Die Branche reagierte geschockt. „Krass“, „der Hammer“, in einem ganzen Satz: „Wieder ein Familienunternehmen weniger“. Mit einem sehr kleinen Anstandsabstand, nur wenige Tage nach der Beerdigung von Uwe Matthiesen, hat die Familie nun das Erbe versilbert (INSIDE-Hot Shot vom 6.7.). Uwe war der Motor im Hintergrund, während seine Frau Jutta Matthiesen (starb 2016) auch das Gesicht der Firma war. Gemeinsam mit Bruder/Schwager Bernd hatte das Trio Borco weit nach vorne gebracht im deutschen Spirituosenmarkt.

Dass sich bei Stock Spirits etwas tut, wussten einige. Nur eben nicht, dass es Borco wird. Für den im italienischen Triest gegründeten Konzern, der starke Marktpositionen in Polen und Tschechien wie auch Österreich besitzt, ist für Deutschland bereits der Personalberater Spengler Fox unterwegs, der einen „Transformation Manager“ sucht. Es kursieren etliche Namen.

Geldregen für die Erben

Für Stock Spirits ist Borco ein Glücksfall. Bis auf einen wenig bedeutsamen Hersteller von Alkohol, der Baltic Distillerys in Rostock, die 2012 gekauft wurde, fehlte es an allem in Deutschland. Die Lücke ist mit Borco geschlossen. Sowohl der Name wie auch die 140 Mitarbeiter sollen bleiben, inklusive der Produktion in Hamburg und den Marken. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Von INSIDERN hochgerechnet liegt der Wert bei 60 Mio Euro. Wegen der Bedeutung des Deals für Stock/CVC dürfte ein Aufpreis drin sein. Spekuliert wird eine Summe zwischen 70 und 100 Mio Euro.

Stock Spirits ist selbst Ende 2021 an CVC Capital verkauft worden. Kopf der Finanzfirma ist Ex-Goldman-Sachs-Chef Alexander Dibelius. Den Borco-Deal forciert hat der CVC-Mann Krzysz­tof Krawczyk. Es wird eifrig an weiteren Zukäufen gearbeitet, einem offenbar größeren Plan folgend. Von Pernod Ricard übernimmt Stock/CVC den Whiskey Clan Campbell. Außerdem kommt wohl bald in Frankreich mit der Firma Dugas eine Art „französisches Borco“ dazu.
Borco hatte mit der eigenen Marke Sierra Tequila (Marktanteil in Deutschland über 90%) in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, stärker im Ausland zu werden. In Deutschland lässt sich schwerer Geld verdienen als anderswo. Die Hamburger hatten neben Sierra viele Jahre starke Vertriebsmarken im Portfolio. Die gingen sukzessive. Das lässt sich in den Bilanzen der letzten Jahre ablesen. Mit Bodo Wendenburg kam ein Transformation Manager. Es wurde ein strikter Kostenkurs gefahren. Dann kam der Ukraine-Krieg und mit ihm endete die Zusammenarbeit mit einem wichtigen Partner, dem Russen Roustam Tariko ( u.a. Russian Standard Wodka).

Im Beirat von Borco sitzt seit 2020 mit Uwes Tochter Tina Ingwersen-Matthiesen (die sich auch schon mal im Management versucht hatte) und Bernds Sohn Jens Matthiesen die nächste Generation. Sie setzten auf zwei externe Mentoren. Tina auf Wolfram Heinzerling und Jens auf den Hamburger Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Kai Andresen. Auch für den Exit gab es offenbar unterschiedliche Berater. Für den Stamm Uwe Matthiesen Renzenbrink & Partner. Und für Bernd Matthiesen die Kanzlei Voigt Wunsch Holler.    

Artikel aus INSIDE 930