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#930

Biermarken-Ranking 1. Halbjahr: Wer sind die Gewinner?

Coca-Cola: Kein Freund kleiner Verleger

Bisher gab es nur das RTD Jack Daniel‘s Cola. Ab September bringt CCEP DE den beliebtesten aller fertig gemixten Drinks in der 0,33l Dose mit 10% Umdrehungen und der Original Coke samt Branding in den Handel. In Lissabon durften die Gäste schon mal kosten - allerdings nur eine 5%-Variante.

Coca-Cola hatte kürzlich im Rahmen ihrer Top Partners Club-Veranstaltung nach Lissabon eingeladen. Dabei wurden nicht nur neue Kooperationen angekündigt, sondern auch höhere Preise.

Unter dem strahlend blauen Himmel von Portugal schwörte die CCEP DE als offizieller UEFA-Sponsor die geladenen Kunden unter dem Claim „Da kommt GROSSES auf uns zu“ auf die bevorstehende Fußball-Heim-EM 2024 ein. Auch neue Kooperationen im FMCG-Bereich mit Heinz, Funny-Frisch und Jack Daniel‘s (siehe Foto) stellte Coca-Cola vor. Aber es ging auch ums harte Geschäft: Zum 1. September hat die CCEP DE höhere Preise über das gesamte Sortiment angekündigt. Die neuen Preislisten müssten dieser Tage verschickt werden. Anschließend werden die Key Accounter telefonisch mit den GFGHs die neuen Preise sowie ein neues Preis- und Konditionensystem (PKS) für die Logistik besprechen.

Das gab es so bereits in der Vergangenheit (INSIDE 837). Die CCEP will den Profit erhöhen, indem die Kostenseite optimiert wird. Da ist vor allem weiterhin die Direktbelieferung kleinerer GFGH den Controllern ein Dorn im Auge, schließlich kostet jeder zusätzliche Stopp Geld. Vor allem dann, wenn nur geringe Mengen geordert werden. Die simple Lösung: Die „Rote Flotte“ fährt nur noch die GFGH an, die mindestens fünf Paletten bestellen. Alle anderen müssen bei größeren GFGH wie Trinks, Essmann oder Trinkkontor abholen – gegen den üblichen GFGH-Aufschlag. Damit rutschen kleinere Verleger noch weiter in die Erpressbarkeit der Großen und beziehen Coke letztlich zu noch höheren Preisen. Das dürfte zumindest kurzzeitig die Türen für Konkurrenzprodukte wie Fritz Kola öffnen und zu ein paar Absatzverlusten für die CCEP führen. Auf lange Sicht, so ein Logistik-Experte, würden die Kosten- und Komplexitätsenkungen das Absatzloch überwiegen. Andere Zustell-Hersteller wie etwa Bitburger oder Gerolsteiner dürften sich den Coke-Vormarsch genau anschauen.

„Die CCEP betreibt eine große Sauerei“

Ein Gastro-Verleger aus dem Norden kriegt sich nicht mehr ein. Die angekündigten Logistikzuschläge sowie auch die Mindestbestellmengen würden mal wieder nicht für LEH und Discount gelten. Der GFGH zahle bei schlechter Warenverfügbarkeit (erst vor zwei Wochen fiel das Werk in Mölln aus, was zu Lieferengpässen der CCEP führte) die vollen Preise und subventioniere damit Aldi, Edeka und Co, die dann die Literware zu 90 Cent (oder wie aktuell Kaufland zu 75 Cent/1,25l) in den Regalen stehen haben. Der Gastronom sei „der Dumme“, der aktuell eine 1-Liter-Flasche Coke für 1,47 Euro netto beim GFGH bekommt; mit dem Logistikaufschlag könnte der Preis auf 1,60 Euro steigen. Eine „große Sauerei“ und eigentlich ein Fall für die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs, poltert der Verleger. Doch dafür bräuchte er weitere Mitstreiter aus anderen Teilen der Republik, die mitziehen. Die meisten hielten aufgrund der Marktmacht des Brausekonzerns jedoch die Füße still.

Ein weiteres Problem der Preisschere zwischen GFGH und LEH, schildert ein anderer Verleger. Er sagt, dass Coca-Cola durch ihre Preispolitik die Gastronomen, Vereine und Verbände „von uns weg in den LEH treibt“. Am Markt sei zu beobachten, dass Vereine oder auch Privatpersonen für Feierlichkeiten Kommissionsware bestellen, und bevor die Ware im GAM rückgerechnet wird, würden die verbrauchten Kisten als Vollware im LEH geholt und im GAM wieder zurückgegeben. Selbst bei einer kleinen Pauschale, so der genervte GAM-Betreiber, „lacht sich der Verbraucher noch immer ins Fäustchen“.

Neue Maut erhöht Transportkosten dramatisch

Doch der GFGH bekommt noch von ganz anderer Seite ein Problem. Ab dem 01. Dezember 2023 werden CO2-Emissionsklassen als neues Tarifmerkmal eingeführt. Für die LKW-Maut wird folglich ein CO2-Aufschlag erhoben, pro Tonne CO2 werden 200 € fällig. Konkret bedeutet das, dass für alle Fahrzeuge mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse von mehr als 7,5 Tonnen zusätzlich zur bestehenden Maut einen Mautteilsatz für den CO2-Ausstoß entrichtet werden muss. Die Transportkosten könnten bei einer Zustellentfernung von bis zu 100 km dadurch um 10 bis 15% erhöht werden, meint ein Logistiker. Und die Maut wird in den nächsten Jahren sukzessive weitersteigen. GFGH, Händler und auch Industrieunternehmen müssen ihre Prozesse neu justieren und sich auf höhere Transportkosten einstellen.

Durch die Bündelung ihrer Zustellkunden ist die CCEP hier schon einen Schritt voraus. Ungemach droht dem Bottler dafür von anderer Seite. Die angekündigten Preiserhöhungen dürften beim LEH auf maximale Abneigung stoßen. Vor allem, weil Edeka und Co jüngst Preissenkungen gefordert hatten. Und sich auf europäischer Ebene schon bei den letzten Erhöhungen erbitterte Kämpfe mit Coke lieferte, die zu langen Auslistungen führten. In dieser Gemengelage sieht manch Wettbewerber die Chance, trotz Preiserhöhung von Auslistungen verschont zu bleiben. Denn dass sich der LEH an mehreren Fronten Preiskämpfe liefert, ist nicht zu erwarten.      

Artikel aus INSIDE 930