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#925

Volumenschmelze: Das große Absatzloch

Brombach probt den Rückzug

Kaum geht mit Paulaners Dr. Jörg Lehmann der letzte Techniker als CEO einer größeren Brauerei, steigt bei Erdinger der promovierte Braumeister Stefan Kreisz (links im Bild; neben Erdinger-Patron Werner Brombach) an die Spitze. Der hochdekorierte Kreisz kam vor acht Jahren zu Erdinger, trat in die Fußstapfen des inzwischen pensionierten Peter Liebert und gewann als Qualitäts- Verfechter das Vertrauen Brombachs.

Der 1,45 Mio hl große Erdinger Weißbräu befördert einen Techniker an die Spitze, nachdem Inhaber W. Brombach „nur“ noch Gesellschafter sein will (INSIDE-Hot Shot vom 19.4.). Tatsächlich ändern wird sich... nichts.

Dass die Privatbrauerei Erdinger Weißbräu mal eines Tages ohne „den Chef“ auskommen muss, mag sich noch niemand vorstellen. Ein bisschen greifbarer ist das Undenkbare letzte Woche geworden, als Werner Brombach intern bekanntgab, dass er sich nach 48 Jahren aus der Geschäftsführung zurückzieht. Bislang musste jede halbwegs bedeutende Entscheidung, jede Investition, die über ein paar hundert Euro lag, von Brombach gegengezeichnet werden. Nun verlässt der 83-Jährige die Brücke, um sich in die Gesellschafter-Kajüte zurückzuziehen.

Die Rolle als Vorsitzender der Geschäftsführung übernimmt der für Personal, Produktion und Logistik zuständige Gf Dr. Stefan Kreisz, 53. Markenpionier Brombach weiß, die Zukunft der seit einigen Jahren am Markt unter Druck stehenden Weißbierikone wird nicht am Braukessel, sondern im Marketing und im Vertrieb entschieden, in den Ressorts des seit über 30 Jahren treu für ihn tätigen Geschäftsführers Josef Westermeier. Laut INSIDERN wurde Westermeier auch als erster gefragt, ob er die Aufgabe übernehmen wolle, doch hat er offenbar abgelehnt.

Westermeier, inzwischen auch schon 60, wollte sich das nicht mehr antun. Zumal der vermeintliche Nachfolger von Werner Brombach als CEO weiterhin in engem Austausch mit Alleingesellschafter Brombach stehen wird. Der neue Gesellschaftervertrag sieht vor, dass die Geschäftsführung viele Entscheidungen mit der letzten Instanz, dem Inhaber, absprechen muss. Das wird nun die Aufgabe von Dr. Stefan Kreisz. Dass Brombach tatsächlich loslassen wird oder sein Büro an der Langen Zeile in Erding spürbar weniger aufsuchen wird, kann sich in der Brauerei keiner vorstellen. Sein Rückzug aus der Geschäftsführung ist eher formal. Mehr nicht.

Bedeutend ist vielmehr Brombachs Regelung für die Zukunft der Brauerei, wenn er als Gesellschafter nicht mehr zur Verfügung stehen sollte. Unverändert kursieren Gerüchte über die Gründung einer Stiftung. Dafür hat der Markenbier-Pionier mit dem Rückzug aus der Geschäftsführung den ersten Schritt gemacht.

Artikel aus INSIDE 925