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#914

Lebensmittelverband, VDM: Lobby sucht Form

Bischofshof: Neustart im Knabenseminar

Schon wieder Culture-Clash in der Oberpfalz: Bei der Regensburger Bischofshof-Brauerei ist das Abenteuer mit Bio-Apologetin Susanne Horn gescheitert. Nun soll Konzernmann Till Hedrich den auf Sand gefahrenen Kirchen- Dampfer flott kriegen.

Immerhin erging es Susanne Horn besser als dem Vorgänger ihres Vorgängers. Hans-Joachim Moser wurde 2001 bei einem Ausstoß von 150.000 hl während eines Urlaubs fristlos rausgeschmissen (INSIDE 391). Sein Nachfolger Hermann Goß durfte dafür bis 2019, also bis zur Rente, in Regenburg schalten und walten. Die klerikale Auswahlmaschinerie der Bischöflichen Knabenseminarstiftung (als Eigentümerin der Brauerei) ergab als Nachfolgerin eine Frau: S. Horn, zuvor Generalbevollmächtigte bei der Neumarkter Lammsbräu.

Dreieinhalb Jahre später ist auch sie bei unverändert 150.000 hl Bier wieder Geschichte – laut INSIDERN zum Teil auf eigenen Wunsch. Horn musste durch schwere See, nicht nur wegen Corona. Vorgänger Goß (in seinen letzten Dienstjahren gerne für Energydrink-Projekte und Exportvisionen in Südamerika unterwegs), hinterließ der quirligen Horn nicht nur die konditionell ziemlich verhunzte Kultmarke Weltenburger (bisweilen unter 10 Euro), sondern auch die millionenschweren Folgen des auf Brauereikosten sanierten Hotels Bischofshof.

Dazu gelang der personelle Neuanfang nicht reibungslos. 2021 kündigte – neben Anderen zuvor – Horns erst 30-jähriger Assistent Florian Schönwetter, den sie 2020 überraschend zum technischen Leiter befördert hatte – er wechselte ausgerechnet zu Horns Ex-Arbeitgeber Neumarkter. Und dann noch die Geschichte der mit großen Ambitionen aus dem Boden gestampften Bio-Limo Happy, die nach markenrechtlichen Einsprüchen u.a. von Rauch (Happy Day) wieder eingestampft und dieses Jahr zu Lumo umgebaut wurde. Ungerührt feierte die Brauerei im Sommer den „Aufbruch in ein neues Zeitalter“ – anhand von Personalien (techn. Leiter Darko Zimmer, Braumeister Fabian Fischer), die INSIDE-Lesern schon sechs Monate zuvor bekannt waren. Und der „Erneuerung großer Teile der Füllerei“.

Mit Sorge beobachteten INSIDER dieses Jahr die Absatzund Ertragskurve der Regensburger; aus dem Handel wurden zuletzt Verluste von bis zu 16% berichtet. Womöglich zeichnet sich ab, womit sich der neue Mann Till Hedrich (nach einer gemeinsamen Übergangszeit dann ab 1.1.2023 alleine in der Gf) profilieren muss: AB Inbevs früherer Deutschland-Statthalter heuerte 2017 in Bitburg an, erst als Auslandsdirektor, dann als Vertriebschef Handel für die Braugruppe. Im Sommer 2022 wurde er dort – kurz nach dem Rauswurf von Marketing- und Vertriebsgeschäftsführer Axel Dahm – ebenfalls auf die Straße gesetzt. Seine Expertise in Sachen Auslandsgeschäft (u.a. mit der in Lich gebrauten Reißbrettmarke Benediktiner) könnte ihm bei Weltenburger zupass kommen. Nur: Ist der Konzernmann kirchenkompatibel und zugleich hemdsärmlig genug für das oberpfälzische Tagesgeschäft mit der Regionalmarke Bischofshof?

2020 und 2021 sprang die Seminarstiftung als Allein-Gesellschafterin mit einer Erhöhung der Kapitalrücklage um sieben Mio Euro ein (INSIDE 910) - Corona hatte wie bei unzähligen anderen Betrieben auch tiefe Kerben geschlagen. Mittel der Knabenseminarstiftung wiederum fließen dummerweise auch in die Priesterausbildung – im klerikalen Umfeld der Brauerei, die zuletzt viel investiert hat (Grundstücke, Wasseraufbereitung etc.), ein toxisches System, alldieweil mit Alois Sattler auch ein Diözesanökonom an der Spitze des für die Kontrolle der Gf maßgeblichen Verwaltungsrates sitzt. Für 2022 plante Susanne Horn bislang mit einer schwarzen Null. Ein Gotteslohn, wenn es so weit kommt.

Artikel aus INSIDE 914