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#928

Liebesgrüße aus Shandong

Arco sperrt Grünbach zu

Ende im Gelände bei der oberbayerischen Weißbierbrauerei Grünbach: Das Experiment, eine Weißbiermarke mit Kultpotenzial wiederzubeleben und national auszurollen, ist gescheitert. Die Verantwortlichen bei Arco Moos zogen ein  Ende mit Schrecken einem jahrelangen Investitionshorror vor.

Paradoxes Geschäft: Während das im niederbayerischen Moos ansässige Mutterhaus Arco mit der von Gf Holger Fichtel und seinem unermüdlichen Vertriebschef Karl Gratzl ersonnenen Retro-Marke Mooser Liesl zeitweise steiles Wachstum einfuhr und auf bis zu 200.000 hl kletterte (um dann in 2022 wieder um rund 10% auf 176.000 hl abzufallen – INSIDE 922), kam die Weißbiermarke Grünbacher nie aus den Puschen. Auch nicht, als Arco-Inhaber Riprand Graf von und zu Arco-Zinneberg 2014 erst als „Kooperationspartner“ (INSIDE 693) und später fast komplett einstieg. Zur illustren Eigentümergruppe der Schlossbrauerei Grünbach in Wurfweite von W. Brombachs Erdinger Weißbräu gehörten seinerzeit neben der Familie von Alexander Noll u.a. auch Ayinger-Bräu Franz Inselkammer.

Warum weder Inselkammer noch die Erdinger-Institution Brombach seinerzeit Lust hatten, sich die marode Perle im Erdinger Ortsteil Grünbach anzutun, erschloss sich INSIDERN früh: Der Investionsstau war augenfällig. Schon damals war klar, dass der neue „Kooperationspartner“ Arco erstmal Geld in neue Technik und in das Bräustüberl stecken müsse. Dafür bekam er bei rund 100 nicht gebundenen Gastwirtschaften den Fuß in die Türe. Plus ein legendäres Bräustüberl samt Biergarten. Und eine Rampe Richtung München.

Womöglich war Letzteres Hauptmotivation für den über seine vielfältigen US-Geschäfte finanziell bestens ausgestatteten Graf Riprand, der Arco-Gruppe nach der Außenstelle Irlbach eine zweite angedeihen zu lassen (2018 kaufte der Graf dann noch die unterfränkische Eschenbacher Privatbrauerei als Abfüllmieze für die Exportambitionen seines polyglotten Gf Fichtel). Immer wollte der Graf weiter Richtung München; doch weiter als nach Grünbach kam er nicht. Im August 2021 starb der Vater von sechs Töchtern (INSIDE 885) und hinterließ nebst einer wirklich betroffenen Belegschaft auch die Frage, wie es denn weitergehen solle. Formal übernahm die älteste Tochter Anna Theresa von und zu Arco-Zinneberg neben Brauereidirektor Holger Fichtel die Gf.

Nun bricht dem in diesem Jahr gut 400.000 hl großen Verbund der erste Zacken aus der Krone. Als Weißbiermarke geriet Grünbacher national wie regional in den Abwärtssog des gesamten Segments, zuhause flog die Technik auseinander; zuletzt war die Rede von einer kaputten Sudpfanne, davor von fehlerhaften Steuerelementen. Braumeister Sebastian Lochner ist dem Vernehmen nach bereits Richtung Stein an der Traun abgewandert, wo er zum 1. Juli anfangen soll. Die Produktion wird stillgelegt, die Marke wandert zur Arco-Außenstelle in Irlbach. Das aufwändig sanierte Bräustüberl bleibt erhalten, auch die Rampe. Damit rechnet sich am Ende vielleicht doch noch Graf Riprands Vermächtnis.      

Artikel aus INSIDE 928