Henkell-Freixenet-Lenker Andreas Brokemper, der mit seiner Gruppe weltweit unterwegs ist, erwartet deutliche Veränderungen im Sektmarkt. Die Herkunft der Ingredienzen des Sekts und die Geschichte der Marken werden aus seiner Sicht immer wichtiger. Das könnte ein Problem werden, wenn der Klimawandel Ernten schrumpfen lässt wie derzeit in Spanien, wo die Trauben für Freixenet wachsen.
Brokemper baut auf alle seine Marken (globale, lokale, Prestige). Die drei großen globalen sind Freixenet, gefolgt von Mionetto und Henkell. Während Freixent und Mionetta gewachsen sind, hat Henkell (stark in USA) zuletzt verloren. Zusammen stehen die drei für 46% des Umsatzes. Sie waren die Zugpferde 2023 und haben dafür gesorgt, dass trotz Rückgang in Amerika (minus 4%) und Asien (minus 17%) der Gruppenumsatz um 4,1% auf 1,23 Mrd. Euro gestiegen ist – netto. Der Wert soll selbst um WKZ etc. bereinigt sein. Brutto (inkl. Mehrwertsteuer und Sektsteuer) steht ein Zuwachs von 4,4% auf gut 1,48 Mrd Euro in den Büchern.
Neben dem klassischen Sekt ist die Gruppe, die mit einem Marktwert von 2 Mrd Euro (IWSR) vor Gallo mit 1,1 Mrd.Euro und Rotkäppchen-Mumm mit 0,9 Mrd Euro) der gewichtigste Schaumweinvermarkter ist, sowohl mit Mionetto wie auch Freixenet in das alkoholfreie Segment eingestiegen. Brokemper sieht die Qualität der Weine als entscheidend an für den Erfolg. Damit werden auch Verbraucher erreicht, die nicht auf süß stehen. Der Zuckergehalt in den alkoholfreien Produkten von Henkell Freixenet und damit auch die Kilojoule sind niedriger als bei den Konkurrenzprodukten.
Außerdem laufen auch die Aperitif-Produkte unter der Marke Mionetto gut – in Orange wie beim italienischen Konkurrenten, der den Aperitif-Markt bereitet hat. Brokemper sieht für Alkoholfreies ein Potential von mindestens 10% weltweit (in einzelnen Ländern wie etwa Litauen punktet vor allem Mionetto alkoholfrei). Und für Aperitif einen weiter wachsenden Markt, alkoholhaltig und ohne Alkohol.
Und das auch zu höheren Preisen. In Deutschland war der Sektmarkt 2023 nach Volumen um 2% rückläufig. Der Umsatz kletterte um 4%. Die höheren Regalpreise, sagt Brokemper, werden von den Konsumenten akzeptiert. Gleichzeitig gibt er zu, dass die Aktionen wie auch die Preisreduktionen drastisch gestiegen sind. Brokemper, der weiter daran glaubt, dass Sekt des Handels Liebling bleibt, gibt zu: „Das Delta wird größer.“ Wie der Handel die immer noch sehr niedrigen Aktionspreise kalkuliert, wird mehr und mehr zum Mysterium. Brokemper erklärt es mit dem Dreisatz – Regalgeschäft mit höheren Margen gibt Spielraum für Aktionen.
Ein Spreizgang, der nicht auf Dauer aufgehen kann und schon jetzt für Marken mit hohem Aktionsanteil nicht aufgeht. Noch ist Sekt des Handels Liebling, um Kunden in die Läden zu locken. Das lassen sich Aldi, Lidl, Rewe, Edeka auch etwas kosten. Wenn der Handel die Freude verlieren würde, ginge massiv Volumen flöten.
Brokemper sieht für Deutschland Handlungsbedarf und plädiert mit Blick auf den Trend, dass gerade junge Konsumenten nach authentischen Marken suchen und dafür bereit sind, mehr zu zahlen, wenn die Qualität stimmt, für eine klarere Definition des deutschen Sekts. Eine Antwort hat er schon im Portfolio – die Marke Fürst Metternich, die ausschließlich Trauben aus Deutschland enthält.
Artikel aus Heft 949