Noch kein INSIDER?

JETZT ZUGANG SICHERN!

Wählen Sie Ihre Anmeldeoption.

Schnell und unkompliziert INSIDER werden!

Weiter

Print-Ausgabe

#946

Fachmarkt-Scharmüzel im Südwesten

Aldis Mehrweg-Pilot

Ob es die Angst vor der Politik ist oder der Ärger über unterdurchschnittliche Bierabsätze: Der Discounter startet mal wieder eine Mehrweg-Mission in unbekanntes Terrain.

Ein erster Mehrwegtest war 2020 nach wenige Monaten erfolglos abgebrochen worden. Doch vor fünf Monaten kündigte Aldi dann weitere Tests an (INSIDE 938), offenbar getrieben von den politischen Strömungen in Richtung Mehrweg-Angebotspflicht. Aber möglicherweise auch vor dem Hintergrund einer besseren Marktdurchdringung. Der Discounter beklagt besonders im Bierbereich lausige Marktanteile, mit elend großem Abstand zu den Vollsortimentern und deren breiten (Mehrweg-)Sortimenten.

Für das neue Pilotprojekt hat Aldi Süd eigens ein kleines Team zusammengestellt, das das mit hohem Aufwand betriebene Pilotprojekt steuert und auswertet. Getestet werden die Kundenakzeptanz, das Handling von Voll- und Leergut in den Märkten und auch die Lieferwege. Aldi Süd bestätigt: „Ab sofort testet der Discounter im Gebiet der Regionalgesellschaft Eschweiler die Skalierbarkeit des Verkaufs und der Rücknahme von Getränken in Mehrwegverpackungen.“

In den 28 Aldi-Outlets wurden Rücknahmeautomaten installiert, die sowohl Einweg-PET als auch Mehrwegglas annehmen. Daneben gibt es einen eigenen Automaten für Kisten. Die Kundenfreundlichkeit hat schnell eine Einschränkung: „Wir nehmen ausschließlich Mehrweg-Artikel aus unserem Sortiment zurück.“  

Das Sortiment sieht in den 28 Testmärkten rund um Aachen wie folgt aus:

In einer neutralen GDB-Kiste wird die Eigenmarke Quellbrunn feinperlig 12x0,75 l (N2 Glas) angeboten. Abgefüllt bei den Rheinfels-Quellen Hövelmann, die auch mit ihrer Hauptmarke Rheinfels medium in 12x0,75L Glas vertreten sind. Obendrauf gibt es Gerolsteiner medium 12x1 l PET.

Breiter ist das Biersortiment. Hier gibt es Franziskaner 20x0,5 Liter (zum „Apotheken“-Preis von 18,99 Euro) sowie Krombacher Pils 20x0,5 für 16,99 Euro. Dazu kommt Bitburger Stubbi 20x0,33 Liter und eine ziemlich breite Sixpack-Palette: Bitburger alkoholfrei, Früh Kölsch und Früh Naturradler gibt es genauso wie Erdinger (zum stolzen Preis von 5,99 Euro für 6x0,33 l). Der Preis richtet sich dabei offenbar nach den bisher gelisteten Dosen der Markenbiere, die nun aber für den Test aus den 28 Märkten verschwunden sind.

Erstmals Strecken-GFGH eingeschaltet

Wie Kunden und Marktmitarbeiter mit der Rücknahme des Leerguts zurecht kommen, wird der Test ergeben. Die Bestückung hat Aldi Süd indessen geregelt. Zumindest für den Testlauf. Gerolsteiner und Rheinfels liefern ihre Ware palettenweise in das Aldi Süd-Zentrallager nach Eschweiler. Für Bier hingegen lässt der Discounter erstmals in seiner Firmengeschichte einen fremden Dienstleister an seine Märkte fahren.

Laut INSIDERN hat sich die Deutsche Getränke Logistik DGL bereits vor einigen Monaten bereit erklärt, den Test des Discounters zu unterstützen. Jetzt werden vom DGL-Standort Erkelenz aus die Märkte mit den Mehrwegbieren bestückt.

Wettbewerber aus Vollsortiment und Fachhandel zeigen sich entspannt. Bevor Aldi tatsächlich Umsatz-Potenziale austesten kann, müsse der Discounter noch sehr viele Klippen im Handling von Leergut und Vollgut umschiffen. Doch ist Aldi Süd gewillt, Erfahrungen zu sammeln. Um für mögliche politische Vorgaben (vgl. Seite 5 ff) gerüstet zu sein oder den Kollegen von Kaufland, Edeka und Rewe in die Mehrwegsuppe spucken zu können. 

Artikel aus INSIDE 946