Unter höchster Geheimhaltung projektieren Messe München und Messe Nürnberg für ihre Branchenflaggschiffe Drinktec und BrauBeviale ein Gemeinschaftsunternehmen. Einem Brauereiverband rutscht das Herz in die Hose.
Nach zwei Jahren Corona, ausgefallenen BrauBevialen und einer auf 2022 verschobenen Drinktec (die mit 1.000 Ausstellern und knapp 50.000 Besuchern weit unter der Messe 2017 mit 1.750 Ausstellern und über 75.000 Besuchern lag) ist der Leidensdruck bei den beiden Messegesellschaften groß. Die beim Kartellamt unter Nummer V-56/22 ersuchte Genehmigung der „Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens“ ist nun der Griff zum Notschalter. Es muss etwas passieren. Internationale Messemüdigkeit, der Krieg in Osteuropa, die Verwerfungen mit China und die unsicheren Aussichten für den Handel mit den USA lassen nichts Gutes erwarten.
Schräg hängt in Zusammenhang mit den Messe-Plänen allerdings auch die Erwartung bei den Privaten Brauern Bayern, die bislang zu den großen Nutznießern der Brau- Beviale zählten. Die Messe war 1957 aus dem „Fortbildungslehrgang für Brauereibesitzer, Braumeister und Nachwuchskräfte“ entstanden, im Jahr 1978 angelte sich die Messe Nürnberg die Veranstaltung, beteiligte im Gegenzug die Privaten Brauer an der neuen Messe „Brau“ (seit 2002„BrauBeviale“). Seither fließt alljährlich eine fette Lizenzsumme in den Private Brauer-Verein: laut INSIDERN in knapp siebenstelligem Ausmaß, was den größten Teil des Etats in die Kasse spült. Als Gegenwert brachten die Privaten letztlich nur den Wettbewerb European Beerstar ein. Doch wieviel will das neue München-Nürnberg- Doppel dafür in Zukunft noch bezahlen?
Bei den Privaten Brauern gibt deren Bundes-Präsident Detlev Projahn nächste Woche auf der Delegiertenversammlung bei der Edelweissbrauerei Farny, Kißlegg, sein Amt ab, der designierte Nachfolger kommt offenbar nicht aus Bayern. Dort hat man mit der Messe-Mischung derzeit ein größeres Problem. Auch wenn es bislang stoisch heißt: Die BrauBeviale findet 2023 wie geplant statt. Und mit den bekannten Protagonisten.
Artikel aus INSIDE 914