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Brunnen schlagen Alarm bei Habeck

Die deutschen Mineralbrunnen schlagen CO2-Alarm bei der Bundesregierung: In einem Schreiben an Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen vom 6. September schildern sie die Dramatik der Lage - und fordern dringend sinkende Energiepreise. Es gibt bereits Betriebe, die wegen CO2-Mangels ihre Produktion vollständig stoppen mussten. Das gemeinsame Schreiben des Verbands Deutscher MIneralbrunnen (VDM) und der Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) an Habeck im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Bundesminister,

die Deutschen Mineralbrunnen leisten mit der Produktion von Mineral- und Heilwasser einen wesentlichen Beitrag zur lebenswichtigen Versorgung der Bevölkerung. Mit einem Pro-Kopf-Konsum von 123 Litern decken die Brunnen in Deutschland mit Mineralwasser knapp 25 Prozent des notwendigen Flüssigkeitsbedarfs und sind dabei #1 Lieferant für Magnesium und #2 Lieferant für Calcium (Verzehrstudie BZfE). (...)

Aktuell steht die gesamte Ernährungsindustrie durch die Auswirkungen der Ukraine-Krise und die damit verbundene Energiepreisentwicklung sowie die Beschaffungs- und Rohstoffsituation vor großen Herausforderungen. Besorgniserregend und für unsere Branche existenzbedrohend ist zurzeit aber vor allem die mangelnde Verfügbarkeit von CO2 am Markt. Knapp 80 Prozent der produzierten Menge an Mineral- und Heilwasser ist mit CO2 versetzt.

Die CO2-Knappheit ist vor allem auf die Entwicklungen in der europäischen Düngemittelproduktion zurückzuführen, wo aufgrund der gestiegenen Energiepreise die Produktion stark ge-drosselt wurde (Hauptproduzent BASF). Diese Stilllegungen führen zu einer Verknappung von CO2, das bei der Ammoniakproduktion als Nebenprodukt anfällt. In einem Kaskadeneffekt wirken sich diese Engpässe auf die Ernährungsindustrie aus, die CO2 für ihre Produktionspro-zesse benötigt. Die wesentlichen CO2 Lieferanten der Ernährungsindustrie haben bereits Force Majeure angemeldet, nur noch 30 bis 40 Prozent der üblichen Liefermengen sind derzeit am Markt verfügbar!

Auch andere Bezugsquellen für CO2 sind derzeit nicht ersichtlich: Aufgrund der geologischen Bedingungen verfügen nur wenige Quellen über (ausreichend) eigenes geogenes CO2. Die Meisten der deutschen Mineralbrunnen sind somit auf den Zukauf von CO2 aus anderen Quellen angewiesen. Auch wenn bereits einzelne Pilotprojekte existieren, um CO2 aus anderen Quellen zu generieren (z.B. Biogas, Luft), so stellt die Gewinnung von CO2 als Nebenprodukt aus der Ammoniakproduktion die weitaus größte Quelle dar, die bislang in der Lage war, die am Markt nachgefragten Mengen bereit zu stellen.

Die Auswirkungen sind in unserer Branche massiv zu spüren: Etliche Betriebe – meist mit einer bedeutenden Anzahl an Arbeitsplätzen in ländlichen Regionen - haben damit begonnen, die Produktion von Produkten mit CO2 einzustellen; die ersten Betriebe müssen bereits die Produktion vollständig einstellen und prüfen Kurzarbeit. Damit steht zu befürchten, dass klassisches Mineralwasser in der bisher bekannten Form nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr produziert werden kann.

Wir bitten Sie daher dringend, kurzfristig Maßnahmen mit dem Ziel sinkender Energiepreise zu erlassen auf nationaler Ebene und gegebenenfalls auf EU-Ebene, so dass die Produktion in unseren Mitgliedsbetrieben fortgesetzt bzw. wieder aufgenommen werden kann.

 

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Reichle, Geschäftsführer VDM

Markus Wolff, Vorstandsvorsitzender GDB