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Stresstest Maut: Was es wirklich kostet

Foto: Toll Collect

Seit Freitag, 20.10.2023, ist klar: Die Lkw-Maut wird ausgeweitet. Der Bundestag hat das Gesetz von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) verabschiedet. Welche Folgen das für die Branche hat, lesen Sie hier in unserer Geschichte aus dem aktuellen INSIDE-Heft (927).

Auf den letzten Drücker: Fünf Wochen vor der für 1.12. 2023 vorgesehenen Mauterhöhung weiß bei GFGH und Industrie noch keiner so genau, wer am Ende bezahlen wird. Während in der Gastronomie schon mit Preissteigerungen kalkuliert wird, bügelt der Einzelhandel noch alle Vorstöße ab. Doch um wie viel geht es eigentlich genau?

Die Bundesregierung will den Mauttarif erhöhen. Nachdem das Gesetz diesen Freitag alle parlamentarischen Hürden genommen hat, bedeutet das 7,6 Mrd Euro zusätzliche Einnahmen im Jahr. Der Mautpreis soll dann zusätzlich zu den bisherigen Faktoren Infrastruktur, Luftverschmutzung und Lärmbelastung davon abhängen, wie viel CO2 (Kohlenstoffdioxid) ein Fahrzeug ausstößt. Der Preis für die Tonne ausgestoßenes CO2: 200 Euro. Die Frage ist, wer das bezahlen soll. Der Einzelhandel etwa?

Was ist neu?

Allein den Mautpreis zu berechnen, hat es in sich. Größenklasse, Schadstoffklasse (Euro I bis VI) – und jetzt noch die CO2-Emissionsklasse (1 bis 5), die man kennen muss. Letztere lässt sich nur mit dem Online-Emissionsklassenrechner von Toll-Collect ermitteln. Es ist zwar bekannt, dass zum Beispiel Aerodynamik oder die Anzahl der Schlafliegen eine Rolle bei der Klassifizierung spielen. Am Ende entscheidet aber ein Algorithmus über die CO2-Mautkosten. Und schickt man nichts in den Äther, weist Toll-Collect die Fahrzeuge grundsätzlich der teuersten Emissionsklasse 1 zu. Unterm Strich steht ein breites Spektrum an potenziellen Mautpreissteigerungen. Nach Berechnungen des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) ist von 35% bis 83% alles drin.

Hersteller, Logistiker, Spediteure und Einzelhändler – sie alle werden von der Mauterhöhung betroffen sein. Für einen Brauer zum Beispiel könnte die Mauterhöhung bedeuten, dass er bereits für die Rohstoffe mehr zahlen muss. Denn auch Hopfen, Malz und Co werden in der Regel mit dem Lkw geliefert. Auch der Fachgroßhandel, der ihm die leere Flasche bringt, wird womöglich mehr verlangen, weil auch er mehr für den Transport zahlen muss. Selbes Spiel, wenn die befüllte Flasche abgeholt und zum Einzelhandel gebracht wird. Das Mehrwegsystem scheint doppelt belastet.

Wie teuer wird’s?

Die Mauterhöhung ist ein Stresstest, und das Ringen, wer am unbeschadetsten aus der Nummer rauskommt, hat begonnen. Nicht unwahrscheinlich ist, dass der Fachgroßhandel die Mehrkosten an den Lebensmitteleinzelhandel weitergeben wird. Und der LEH wiederum an seine Kunden. Zu einem schlechten Zeitpunkt, denn die sind derzeit sehr preissensibel: Biertrinkern wird es nicht schmecken, wenn die Kiste um 10 Cent teurer wird – eine von vielen Schätzungen, die derzeit durch die Branche schwirren. Mit eingerechnet in diese Prognose ist die Erhöhung des CO2-Preises zum 1. Januar 2024 von 30 auf 40 Euro pro Tonne – ein zusätzlicher Kostenfaktor, der in Verbandskreisen als Bruch des Koalitionsvertrages interpretiert wird: Die Regierung hatte im Gesetzesentwurf versichert, den CO2-Aufschlag nur dann einzuführen, wenn eine Doppelbelastung durch den CO2-Preis ausgeschlossen ist.    

 

Eine Beispielrechnung: Kosten für einen Hängerzug (Euro 6) mit einer Ladung von 1280 Bierkisten auf einer Mautstrecke von 1000 Kilometern

  • Mautkosten ohne Mauterhöhung: 185 Euro
  • Fahrtkosten ohne Mauterhöhung: 1700 Euro
  • Mehrkosten durch CO2-Mauterhöhung: 170 Euro
  • Fahrtkosten mit CO2-Mauterhöhung: 1870 Euro
  • Mautkosten mit CO2-Mauterhöhung: 355 Euro
  • Mehrkosten pro Bierkiste: 13 Cent

Quelle: Huesch & Partner

 

Ein nationaler Streckenlogistiker taxiert die durchschnittliche Belastung auf 6 Cent pro Kiste.

 

Artikel aus Heft 937