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#948

Die Burn-Rate der Bestellplattformen

Olli W.: Die nächste Craft-Ikone nimmt den Hut

Um die ehemaligen Craftbier-Brauer wird‘s still. 13 Jahre nach ihrer Gründung ist nun auch die Kehrwieder Kreativbrauerei als solche Geschichte. Oliver Wesseloh zieht es in den Süden, Julia W. lässt die Biere
künftig bei Markus Berberichs Inselbrauerei auf Rügen herstellen.

Was INSIDER lange vorher ahnten, wird nun wahr, egal wie blumig sich die Beteiligten ausdrücken oder auch nicht. Man setze „noch stärker auf Kooperationen“, heißt es beispielsweise zum Fakt, dass Kehrwieder Biere künftig von Rügen kommen. Kann man so sehen, muss man nicht. Bei Kehrwieder soll es weiterhin Braukurse etc. geben, auch die übersichtlichen Bier-Hektos sollen weiter in Hamburg selbst vertrieben werden. Um alles andere – nationaler Vertrieb, Export, Logistik – kümmert sich Rügen.

Gründer Oliver Wesseloh ist als Gf raus und schlägt offiziell bei dem im bayerischen Seeon ansässigen Anlagenbauer BrauKon auf – darf aber dem Vernehmen nach damit rechnen, über seine eigene Nordlichtbrauer GmbH auch beim BrauKon-Spinoff Camba Bavaria mitmaischen zu dürfen. Mal abwarten, wie der früher eher notorische Querbrauer Wesseloh das südbayerische Reinheitsgelübde verinnerlicht. 2016 hatte er in diversen Interviews gegen das bestehende Reinheitsgebot gewettert und für ein „Natürlichkeitsgebot“ plädiert. Umkehrosmose und PVPP-Filtration hätten beim Brauen nichts zu suchen, Farbebier auch nicht; dafür sollten natürliche (Roh-)Stoffe wie Gose wieder erlaubt werden.

Freunde machte sich Wesseloh damit nur bedingt, zumal er ohnehin gern polarisierte – u.a. als er postulierte, der Ausschluss von Konkurrenzbieren widerspreche dem Craftgedanken, weswegen Exklusivvereinbarungen in der Gastronomie abzulehnen seien (INSIDE 747). Mittlerweile konsolidiert sich die Craftbranche aber in einem Ausmaß, dass das Thema Konkurrenz bald obsolet wird. Im Dezember 2023 zog Bitburg der Münchner Crew Republic den Stecker (und schloss die Brauerei dort – INSIDE 941), ein halbes Jahr nachdem Radeberger das Braufactum-Abenteuer an Dr. Marc Rauschmann, Thorsten Schreiber und Jochen Rosinus vertickte (INSIDE 932). Viele kleine Craftbrauer hatten ohnehin schon lange zuvor aufgegeben.

Ein Fritz für Kehrwieder

Dass Kehrwieder noch nicht komplett sturmreif geschossen ist, hat womöglich auch damit zu tun, dass sich letztes Jahr im Zuge einer Kapitalerhöhung u.a. mit 12,5% die Flüssige Schmiede GmbH als neue Gesellschafterin beteiligte, eine Firma zu 100% im Besitz von Fritz-Kola-Gründer Mirco Wolf Wiegert. Was der AfG- und Mehrweg-Apologet damit bezweckt, erschließt sich mit Blick auf die Flüssige Schmiede-Beteiligung Winterhuder Bier GmbH, an der wiederum Christa Wiegert mit 80% deutlich die Mehrheit und Mirco Wolf Wiegert via Flüssige Schmiede 20% hält. Winterhuder ließ die überschaubaren eigenen Hektos bislang bei Kehrwieder brauen.

Wie INSIDER erfahren haben, kommt auch Winterhuder Bier künftig neben den auf rund 3.000 hl taxierten Kehrwieder Mengen von der Rügener Inselbrauerei, wo der frühere Stralsunder Gf Markus Berberich seit Jahren quasi außer Konkurrenz rund drei Mio Flaschen (etwa 10.000 hl) braut. Sein mit Brut-Hefe gebrautes Quadriga geht zurzeit im eigenen Shop für stolze 16,67 Euro/Liter über den Tisch, beim Handel sind schon mal 20 Euro drin.     

 

Artikel aus Heft 948